Berlin (epd). Die Corona-Pandemie trifft nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Frauen am Arbeitsmarkt deutlich härter als Männer. Wie das Institut am Freitag in Berlin mitteilte, zeigen erste Zahlen, dass Frauen momentan stärker von Arbeitsplatzverlust betroffen sind als Männer.
Der Grund dafür liege im Wesentlichen darin, dass insbesondere Wirtschaftsbranchen in hohem Maß Beschäftigte entlassen und Kurzarbeit beantragt haben, in denen überproportional viele Frauen arbeiten: Das sind vor allem das Gastgewerbe sowie die Bereiche Kunst, Unterhaltung und Erholung. Aber auch die Tatsache, dass es in diesen Branchen besonders viele Minijobs gibt, wirke sich in der Corona-Krise nachteilig für Frauen aus.
Im Gastgewerbe wurde dem DIW zufolge für 96 Prozent der Beschäftigten Kurzarbeit beantragt. Erheblich sei der Anteil mit 71 Prozent auch im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung. Die Anteile in den weiteren stark von Kurzarbeit betroffenen Sektoren seien mit zwischen knapp 20 bis 40 Prozent deutlich niedriger, teilte das Institut mit. Im Gastgewerbe sowie dem Bereich Kunst, Kultur und Erholung liegt der Frauenanteil unter den Beschäftigten bei 54 beziehungsweise 51 Prozent - und damit über dem Anteil von 46 Prozent unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
Bei den Minijobs beträgt der Frauenanteil nach DIW-Angaben insgesamt 61 Prozent. Die geringfügig Beschäftigten sind in der aktuellen Wirtschaftskrise besonders wenig geschützt. Denn für sie können Unternehmen nach den rechtlichen Bestimmungen kein Kurzarbeitergeld beantragen, um so ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Hinzu kommt: Geringfügig Beschäftigte haben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, da sie nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Über alle Sektoren hinweg war der Rückgang bei den Frauen in geringfügiger Beschäftigung mit vier Prozent fast doppelt so hoch wie bei den Männern (2,3 Prozent), teilte das DIW mit.
Fazit der Forscher: "Frauen sind von der Corona-bedingten Wirtschaftskrise in besonderem Maße betroffen." Daher empfehlen sie, "sämtliche staatliche Maßnahmen wie Rettungspakete, Konjunkturprogramme und Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung nach der Wirtschaftskrise einem Gender-Budgeting zu unterwerfen und damit die sich abzeichnenden langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern abzufedern".