Frankfurt a.M., Cox's Bazar (epd). Humanitäre Helfer und Menschenrechtler sind alarmiert über den Ausbruch des Covid-19-Virus in einem der Rohingya-Flüchtlingslager im Bangladesch. Im weltweit größten Flüchtlingscamp sei der erste Fall der Infektionskrankheit bestätigt worden, erklärte die Hilfsorganisation Care am Freitag. In den überfüllten Camps sei es kaum möglich, den nötigen Sicherheitsabstand zu wahren. Das sei Anlass zu großer Sorge. Die Menschenrechtsorganisation Fortify Rights forderte die Regierung auf, bestehende Quarantäne-Einrichtungen zu nutzen, um gefährdete Rohingya zu schützen.
Im Distrikt Cox's Bazar im Südosten von Bangladesch haben etwa eine Million muslimische Rohingya aus dem Nachbarland Myanmar Zuflucht gefunden. Allein 740.000 sind seit Ende August 2017 vor einer brutalen Offensive der myanmarischen Armee über die Grenze geflohen.
"In Cox's Bazar leben auf jedem Quadratkilometer 40.000 Menschen, fast vier Mal so viele wie in New York City", sagte die Care-Regionaldirektorin für Asien, Deepmala Mahla. Verbunden mit der unzureichenden hygienischen und medizinischen Versorgung könne dies eine Ausbreitung von Covid-19 begünstigen. Die internationale Gemeinschaft müsse in Bangladesch arbeitende Hilfsorganisationen finanziell unterstützen.
Seit Wochen warnen Helfer und Menschenrechtler vor erhöhten Infektionsrisiken für die Rohingya. Im April hatten die Behörden den gesamten Distrikt Cox's Bazar abgeriegelt. Nur eine medizinische Notfallversorgung sowie das Verteilen von Nahrungsmitteln an die Flüchtlinge wurde beibehalten.
Derweil rettete Bangladeschs Küstenwache Hunderte Rohingya-Bootsflüchtlinge. Die meisten hatten versucht, den überfüllten Camps zu entfliehen und nach Malaysia zu gelangen. Dort waren sie abgewiesen worden und auf See gestrandet. 300 von ihnen wurden in ein Camp auf das von Menschenrechtlern als "Gefängnisinsel" bezeichnete Eiland Bhasan Char gebracht.