Hannover (epd). Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) verzeichnet in der Corona-Krise einen Anstieg der Anträge auf Pflegegeld durch pflegende Angehörige. "Vor allem seit Anfang März stellen wir eine Zunahme der Anträge auf Pflegegeld fest", sagte am Freitag die Leiterin der KKH-Pflegekasse, Andrea Schneider, in Hannover. Angehörige müssten nun vermehrt die Versorgung von Pflegebedürftigen sicherstellen. Denn Tagespflegeeinrichtungen seien vielerorts geschlossen, ambulante Pflegedienste hätten mit Personalmangel zu kämpfen und die Unterstützungsleistungen vor Ort reduziert.
In der Corona-Krise werde verstärkt privates Engagement vorausgesetzt, sagte Schneider weiter. Viele Menschen stünden jedoch vor großen Herausforderungen, die pflegerische Tätigkeit mit Berufs- und Privatleben zu vereinbaren. Der kürzlich erfolgte Bundestagsbeschluss, pflegende Angehörige in der Krise durch eine Verlängerung des Pflegeunterstützungsgeldes zu entlasten, sei deshalb sinnvoll. Pflegende Angehörige seien "eine wichtige systemrelevante Säule unseres Pflegesystems".
Nach Angaben der KKH werden aktuell 76 Prozent der zu Pflegenden zu Hause betreut, jeder Zweite davon allein durch Angehörige. Alleine bei der KKH kümmerten sich mehr als 70.500 Angehörige zurzeit um die Pflege eines nahen Verwandten, 2017 seien es dagegen noch etwa 50.500 Pflegepersonen gewesen.