Hamburg (epd). Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 ist kein reines Atemwegsvirus. Neben der Lunge ist es auch in zahlreichen anderen Organen und Organsystemen zu finden, wie eine Studie am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) ergab, deren Ergebnisse am Donnerstag veröffentlicht wurden. Die Erkenntnisse aus der Studie liefern den Forschern zufolge Hinweise zur Früherkennung und auch zu möglichen Folgeschäden einer Covid-19-Infektion.
Die Nierenexperten, Mikrobiologen und Rechtsmediziner des UKE analysierten in ihrer Studie die Autopsie-Ergebnisse von 27 an einer Covid-19-Infektion Gestorbenen. Konkret konnten die Wissenschaftler den Erreger in der Lunge, im Rachen, im Herz, in der Leber, im Gehirn und in den Nieren nachweisen. Die höchsten Konzentrationen des Virus pro Zelle fanden sie in den Atemwegen, gefolgt von Niere, Herz, Leber, Gehirn und Blut.
Damit ist Sars-CoV-2 ein Multi-Organ-Virus, das zahlreiche Organe betrifft. Das könnte eine Erklärung für das mitunter breite Spektrum von Symptomen sein, das sich bei Corona-Infektionen zeigt. Nach dem Atemtrakt werden vor allem auch die Nieren befallen. Das erkläre auch die extrem hohe Rate von bis zu 50 Prozent an akutem Nierenversagen bei Corona-Infektionen, befanden die Experten.
Als Konsequenz aus diesen Ergebnissen werden Urinkontrollen nun bereits zu Beginn einer Erkrankung mit dem Coronavirus empfohlen. Weitere Studien sollen zeigen, ob Urinveränderungen als Frühwarnsystem für schwere Covid-19-Verläufe dienen können. Darüber hinaus will man auch in der Nachsorge sehr viel sorgfältiger auf Folgeerkrankungen einzelner Organsysteme achten.