Hamburg (epd). Auf dem deutschen Forschungsschiff "Polarstern" sitzen seit Anfang März rund 100 Forscher und Besatzungsmitglieder fest. Das Schiff befindet sich auf einer einjährigen Expedition im Arktischen Ozean und sollte mit Hilfe von Eisbrechern und Flugzeugen versorgt werden, wie die Universität Hamburg am Mittwoch mitteilte. Da viele Häfen und Flughäfen der Region derzeit wegen der Corona-Pandemie gesperrt sind, koordiniert die Hamburger Uni jetzt eine Versorgung der "Polarstern" von Deutschland aus. Dafür werden die Forschungsschiffe "Sonne" und "Maria S. Merian" in die Arktis geschickt.
Die "Polarstern" sollte vom Herbst 2019 bis zum Herbst 2020 Daten im Arktischen Ozean sammeln und sich dabei vom Eis einschließen lassen. Die Besatzung sollte während der Expedition etwa alle zwei Monate wechseln. Geplant war, Crew und Material mit Eisbrechern und Flugzeugen vom und zum Schiff zu transportieren - laut Universität "die aufwendigste Arktisexpedition seit Jahrzehnten".
Noch aufwendiger wird jetzt allerdings die Versorgung der Expedition "von zu Hause aus". Einen solchen Einsatz und ein Treffen von drei deutschen Forschungsschiffen auf See habe es "noch nie gegeben", sagte Christian Betzler, Professor für Geologie an der Uni Hamburg. Die beiden Schiffe sollen voraussichtlich am 18. Mai in Bremerhaven starten. An Bord sind neben Lebensmitteln und Ausrüstung auch insgesamt 104 Forscher, die die Crew der "Polarstern" ablösen sollen. Zum Transport der vielen Menschen wurden eigens acht hochseetaugliche Wohncontainer auf verschiedene Decks der "Maria S. Merian" montiert.
Weil weder die "Sonne" noch die "Maria S. Merian" Eisbrecher sind, sollen sich die beiden Schiffe südlich der Eisgrenze mit der "Polarstern" treffen, voraussichtlich in einem eisfreien Fjord der zu Norwegen gehörenden Inselgruppe Spitzbergen. Die Übergabe des Materials und der Austausch der Forscher-Crews kann nicht in einem Hafen erfolgen: Die Schiffe sollen sich nebeneinanderlegen und die Ausrüstung mit Hilfe der Bordkräne übernehmen.