Berlin (epd). Die starke Eintrübung der wirtschaftlichen Lage durch die Corona-Krise spiegelt sich einer Studie zufolge auch in wachsenden Sorgen der Erwerbstätigen wider. Die Beschäftigten schätzten die gesamtwirtschaftliche Lage im April 2020 wesentlich schlechter ein als im Vorjahr, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch in Berlin unter Berufung auf eine eigene Umfrage mitteilte. Die Einschätzung sei unabhängig von der eigenen Einkommenssituation und auch vom Bildungsgrad erfolgt.
Das Arbeitsumfeld der Beschäftigten habe sich unter den Bedingungen der Corona-Pandemie verändert: Viele Erwerbstätige hätten im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr ihre Arbeitszeit reduziert, 35 Prozent arbeiteten teilweise oder vollständig im Homeoffice. Von den Erwerbstätigen im Homeoffice gab rund die Hälfte an, dass sich dadurch ihre Arbeitsproduktivität nicht verändert habe, bei rund 40 Prozent ist sie nach eigener Einschätzung gesunken. Rund zehn Prozent gaben an, dass sich ihre Produktivität stark erhöht habe.
Vor allem Erwerbstätige mit höheren Einkommen sowie höherer Bildung nutzen die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, wie die Umfrage ergab. Damit könnten sie auch eher Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen reduzieren und so die eigene Gesundheit und die ihrer Familien schützen, hieß es. Menschen mit geringerer Bildung gehen den Angaben zufolge hingegen viel häufiger in Kurzarbeit.
Rund 20 Prozent der befragten Beschäftigten berichteten von Einkommensrückgängen. Dass diese Angaben über die Einkommensgruppen kaum differieren, bezeichneten die DIW-Forscher als "sozialpolitisch besonders bedenklich, weil für Menschen mit einem geringeren Einkommen die finanziellen Spielräume viel enger sind".
Damit zeichne sich schon jetzt ab, dass einzelne Bevölkerungsgruppen die Krise leichter bewältigen würden als andere, hieß es weiter. "Schon vor der Corona-Krise bestanden starke Ungleichheiten in unserer Gesellschaft, was das Einkommen oder die Bildung betrifft", erklärten die Wissenschaftler. "Diese Ungleichheiten können sich durch die Corona-Krise noch weiter verschärfen."