Berlin (epd). Zum Internationalen Tag der Pflege am Dienstag haben sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie für eine bessere Bezahlung der Fachkräfte ausgesprochen. "Diese Alltagsheldinnen, die sich mit großem Aufwand um unsere Schwachen und Alten kümmern, müssen auf Dauer mehr bekommen", sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie am Montag in Berlin. Auch Arbeitsminister Heil, die Caritas und die Gewerkschaft ver.di warben für mehr Geld und Anerkennung im Job.
"Die Corona-Krise hat noch einmal überdeutlich gemacht, wie wichtig der Pflegeberuf ist", sagte Lilie. Die Branche brauche dauerhaft bessere Rahmenbedingungen. "Klatschen ist gut, ein zukunftsfähiger Umbau der Pflegeversicherung ist besser", betonte der Präsident.
"Die Erfahrungen mit der Krise müssen zu einem Umdenken führen, was für unsere Zukunft wirklich wichtig ist", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Die Leistung für den Nächsten müsse künftig stärker honoriert werden.
"Einmalige Zahlungen wie eine steuerfreie Prämie sind ein wichtiges Signal, aber das reicht auf Dauer nicht. Die Sozialsysteme müssen mit mehr Geld ausgestattet werden", erläuterte Lilie. Eine gute Bezahlung sei die Grundlage dafür, auch weiterhin gutes und engagiertes Personal zu finden.
Pflegekräfte verdienten gesunde Arbeitsbedingungen, faire Löhne und echte Anerkennung für ihr anspruchsvolles Tun, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Er werde "weiter für bessere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen, auch weil das Pflegesystem nicht selbst ein Pflegefall sein darf".
Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, warb für nachhaltig verbesserte Rahmenbedingungen im Pflegeberuf. Man müsse zu vernünftigen Schichtmodellen und ausreichender Personalausstattung kommen. "Eine gute tarifliche Bezahlung und die Reduzierung der Arbeitsverdichtung sind der Dreh- und Angelpunkt für die dringend erforderliche Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege."
Die Gewerkschaft ver.di rügte, dass grundlegende Schutzrechte der Beschäftigten außer Kraft gesetzt blieben, während zugleich wieder verstärkt planbare Operationen durchgeführt würden. "Die pauschale Aussetzung der Pflegepersonaluntergrenzen in Kliniken und die mögliche Ausweitung der Arbeitszeiten auf zwölf Stunden pro Schicht müssen unverzüglich aufgehoben werden."
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, warb ebenfalls dafür, die Arbeitsbedingungen in der professionellen Pflege grundlegend zu verbessern. "Pflegekräfte brauchen über Corona hinaus optimale Arbeitsbedingungen und faire Gehälter, um gute Arbeit zu leisten", schreibt Westerfellhaus in einem Papier, das am Montag in Berlin veröffentlicht wurde. Es trägt den Titel "Mehr PflegeKRAFT 2.0" und knüpft an Vorschläge an, die er bereits im Zuge der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) 2018 gemacht hatte.
So wirbt der Experte unter anderem für faire Löhne in der Langzeitpflege. Die Sozialpartner müssten sich endlich auf einen Tarifvertrag einigen, der auf die gesamte Langzeitpflegebranche erstreckt werden kann. Darin sollten neben attraktiven Löhnen auch zeitgemäße Arbeitszeitmodelle vorgesehen werden.
Außerdem spricht sich der Beauftragte dafür aus, mehr qualifiziertes Personal einzusetzen, um die Arbeit erträglicher zu machen. Das sei auch nötig, um zu familienfreundlichen Arbeitszeiten zu kommen. Pflegende und Betreuende bräuchten eine geregelte Freizeit, individuell passende Arbeitszeitmodelle und verlässlich ausreichende Erholungsphasen.
Pia Zimmermann, Sprecherin der Linken für Pflegepolitik, sagte, es sei an der Bundesregierung, "Pflegekräfte in der Alten- und Krankenpflege nun massiv zu stärken und den Beruf spürbar aufzuwerten". Sonst riskierten die politisch Verantwortlichen eine weitere Abwanderung aus dem Beruf. "Um mehr Pflegekräfte besser zu bezahlen, muss endlich eine Finanzierung her, die solide und solidarisch zugleich ist", sagte Zimmermann.