An vielen Orten in Deutschland haben Kirchen am Sonntag wieder Gläubige eingeladen. Im evangelischen Berliner Dom wurde erstmals nach der Zwangspause wegen der Corona-Pandemie wieder ein richtiger Gottesdienst mit Gemeinde gefeiert. Auch im katholischen Mainzer Dom fand der erste Gottesdienst mit einer größeren Öffentlichkeit seit der Schließung Mitte März statt. Desinfektionsmittel, Mundschutzpflicht, Abstandsregeln und Musik in reduzierter Form charakterisierten die Feiern. Weihwasserbecken blieben leer.
Auch an zahlreichen Orten in Niedersachsen und Bremen kamen erstmals wieder evangelische Gläubige zum Gottesdienst. Überall mussten jedoch die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden. Auf das Singen mussten die Besucher verzichten. Gottesdienste gab es etwa in der Hildesheimer St. Michaeliskirche und im Braunschweiger Dom. Im Dom, der sonst fast 1.000 Menschen Platz bietet, wurde die Besucherzahl auf 130 beschränkt, um die nötigen Abstände einzuhalten. In Bremen öffneten unter anderem der St.-Petri-Dom und die Kirche "Unser Lieben Frauen".
Im Berliner Dom waren gemäß der aktuellen Vorgaben zur Eindämmung des Virus maximal 50 Gläubige zugelassen. Wegen der geringen Zahl hatte das Domkirchenkollegium entschieden, zunächst nur Mitglieder der Domgemeinde teilnehmen zu lassen. Der Gottesdienst sollte ohne Abendmahl und ohne Gemeindegesang gefeiert werden. Musikalisch wurde die Feier von Domorganist Andreas Sieling und einem kleinen Sängerensemble der Berliner Domkantorei begleitet.
Im Mainzer Dom feierte der katholische Bischof Peter Kohlgraf die 10-Uhr-Messe mit rund 30 Gläubigen. "Der Gottesdienst hat deutlich gezeigt, dass es noch ein weiter Weg zur Normalität unserer Feiern ist", sagte er. Er lud alle Gläubigen ein, in den Gottesdienst zu kommen, zeigte aber auch Verständnis für Zurückhaltung. Die öffentlichen Gottesdienste würden auch stellvertretend für diejenigen gefeiert, die nicht kommen könnten. Bei allen vier Messen am Sonntag sei das zulässige Kontingent von 50 Besuchern nicht erreicht worden.
In Berlin ist der evangelische Dom seit Samstag nach Angaben der Gemeinde für Betende geöffnet. Freitags und samstags dürfen sich dort nun von 12 bis 18 Uhr maximal 20 Menschen gleichzeitig zum stillen Gebet im Kirchenraum aufhalten. "Dieses Angebot gilt ganz bewusst für alle Menschen", betonte Domprediger Michael Kösling: "Uns ist es wichtig, dass der Berliner Dom als Ort der Ruhe, der Kontemplation und der inneren Einkehr wieder geöffnet ist."
Der ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Weltkriegsendes am 8. Mai wurde am Freitag noch ohne Gemeinde gefeiert und im Fernsehen übertragen. Der Gottesdienst am Sonntag Kantate wurde zusätzlich live im Internet übertragen.
epd lob/et