Experte: Ältere Menschen in Corona-Zeit nicht bevormunden
08.05.2020
epd
epd-Gespräch: Judith Kubitscheck

Reutlingen/Ludwigsburg (epd). Ältere Menschen ohne Demenz sollten nach Ansicht des Altersforschers Eckart Hammer in der Corona-Zeit nicht von ihren erwachsenen Kindern bevormundet werden. "Wenn sich ältere Menschen dafür entscheiden, ihre Enkel zu treffen, dann sollte das auch trotz des gesundheitlichen Risikos respektiert werden", sagte der emeritierte Professor für Soziale Gerontologie und Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bei der Frage der Gesundheit werde oft zu viel auf die körperliche Gesundheit geachtet und zu wenig auf die psychische, kritisierte Hammer. Darauf, was den Enkelkindern fehle, die oft einen engen Kontakt zu ihren Großeltern haben - und was auch den Großeltern fehle: "Für viele sind Enkel der zentrale Lebensinhalt im Alter." Hinzu komme: Wenn der Stress für die Eltern zu groß werde mit Berufstätigkeit und Kinderbetreuung, könnten Großeltern eine große Entlastung sein.

In der Corona-Zeit könnten die familiären Kontakte intensiviert werden, sagte Hammer. Eltern könnten ihre Kinder ermutigen, den Großeltern einen Brief zu schreiben oder ein Bild zu malen. Außerdem sei er überzeugt, dass das Internet als Fenster zur Welt und Kontakt zu Jüngeren im Alter immer wichtiger werde. "Aber natürlich können alle diese technischen Hilfsmittel keine menschliche Begegnung ersetzen - aber bereichern", sagte der Experte.