Jugendforscher fordert mehr Geld für Bildung in der Corona-Krise
08.05.2020
epd
epd-Gespräch: Claudia Rometsch

Berlin (epd). Der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann hat gefordert, deutlich mehr Geld in Bildung zu investieren, um die Folgen der Corona-Krise für Kinder und Jugendliche abzufedern. Während die Wirtschaft viele Milliarden Euro für Hilfsprogramme erhalte, werde viel zu wenig in die Schulen investiert, sagte Hurrelmann dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Da wird mit zweierlei Elle gemessen." Die Soforthilfe von 500 Millionen Euro, die die Bundesregierung für die Förderung von Online-Lehrangeboten und Homeschooling bereitstellen will, reichten nicht aus. "Das ist ein Klacks im Vergleich zu dem, was für die Wirtschaft getan wird", kritisierte Hurrelmann, der an der Hertie School of Governance in Berlin lehrt.

Dabei seien die Folgen der Corona-Krise für die Bildung ebenso gravierend. Denn die Einschränkungen würden sich noch über Monate hinziehen. "Ich sehe nicht, wie bis Weihnachten wieder normaler Schulbetrieb laufen sollte", sagte Hurrelmann. Notwendig seien deshalb große Geldsummen, um die Schulen zu ertüchtigen, in dieser Zeit die notwendige Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht anbieten zu können. Die Schulen müssten dabei systematisch unterstützt werden. "Es müssen jetzt klare Programme entwickelt werden, wie es in den nächsten Monaten weitergehen kann."

Auch die Familien brauchten mehr Hilfe. "Die Familien in solch einer wahnsinnigen Stress-Phase nicht zu unterstützen, ist sträflich." Die Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht werde vor allem für Kinder aus wirtschaftlich schlechter gestellten Familien gravierende Folgen haben. Das könne nur funktionieren, wenn die Familien entsprechend ausgerüstet seien. So müsse Familien, die keinen Computer haben, ein Gerät zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich brauchten viele auch Anleitungen, wie sie mit dem Computer umgehen können.

Die Bundesregierung hatte angekündigt, dass bedürftige Schüler aus dem Topf der 500 Millionen Euro Soforthilfe für die Bildung jeweils 150 Euro für die Anschaffung eines Laptops erhalten sollen. Sozialverbände kritisieren, dass das Geld nicht für die Anschaffung eines solchen Geräts ausreiche.