Genf (epd). Die Corona-Pandemie und der Lockdown in vielen Ländern drohen die rund zwei Milliarden Arbeitnehmer im informellen Sektor laut den UN noch tiefer in die Armut zu stürzen. Viele von ihnen würden ihren Job verlieren, warnte die Internationale Arbeitsorganisation am Donnerstag in Genf. Die Jobverlierer könnten sich selbst und ihre Familien nicht mehr ernähren, da sie über keine oder wenige finanziellen Reserven verfügten.
Am stärksten seien Menschen im informellen Sektor in Lateinamerika, den arabischen Staaten und Afrika betroffen, hieß es. Wie viele der Arbeitnehmer bereits ohne Beschäftigung seien, könne aufgrund eines Datenmangels noch nicht berechnet werden. In folgenden Branchen, die von den Lockdowns hart getroffen sind, gibt es nach ILO-Angaben eine hohe Zahl informeller Beschäftigungsverhältnisse: Tourismus, Herstellung, Baugewerbe, Bergbau sowie Einzel- und Großhandel.
Betroffen seien auch rund 500 Millionen Bauern, die normalerweise ihre Produkte auf lokalen Märkten anbieten. In vielen Ländern seien die Märkte jedoch wegen des Infektionsrisikos mit dem Corona-Erreger geschlossen. Die ILO betonte zudem, dass die meisten Beschäftigten im informellen Sektor keine ausreichende Gesundheitsversorgung hätten.
Insgesamt waren vor Beginn der Corona-Pandemie laut ILO rund zwei Milliarden Menschen im informellen Sektor beschäftigt. Sie arbeiten in der Regel mit niedrigem Lohn, aber ohne Vertrag, ohne soziale Absicherung und ohne ausreichenden gesundheitlichen Schutz. Viele verdingen sich tageweise. Die 1919 gegründete ILO gehört zu den Vereinten Nationen und hat ihren Sitz in Genf.