Leipzig (epd). Der Leipziger Politikwissenschaftler und Religionssoziologe Gert Pickel sieht in den Anti-Corona-Protesten eine mögliche neue Bewegung quer durch die Bevölkerung. "Im Kern verbindet sie eine Gegenwehr gegen 'das System', hinter dem sich nach ihrer Meinung die Eliten verstecken und die Undemokraten, die ihre Freiheit einschränken", sagte Pickel der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag).
Es handele sich um eine "Querfront durch alle möglichen Gruppen, von links bis rechts" - vom Verschwörungstheoretiker bis zum Impfgegner. Die Proteste in mehreren Städten Deutschlands sieht Pickel "als Versuch einer sozialen 'Anti-Corona-Bewegung'". Das sei "ein bisschen ähnlich wie die 'Pegida'-Demonstrationen".
Die Bewegung "Widerstand 2020", die am vergangenen Wochenende in Stuttgart demonstrierte, stuft Pickel "eher mit einem Einschlag auf der rechten Seite" ein. Dahinter stehe eine "grundsätzliche Ablehnung des Systems". Das werde aber nicht so stark personalisiert und kommuniziert wie etwa bei "Pegida"-Demonstrationen, sagte er.
Die "Widerstand"-Bewegung wolle mehr Bürgerbeteiligung, aber gleichzeitig auch Autorität. Sie könnte eine Konkurrenz zur AfD werden, sagte Pickel. Zu den Mitbegründern gehöre der Leipziger Anwalt Ralf Ludwig. Pickel zufolge formiert sich auch eine sächsische Landesgruppe.
Etwa 250 Menschen demonstrierten nach Polizeiangaben am Mittwochabend im sächsischen Pirna gegen Corona-Beschränkungen. Gegen 69 Personen seien Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet worden.