Berlin (epd). Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat den verstorbenen langjährigen Bundesarbeitsminister Norbert Blüm gewürdigt. Mit Blüm verliere Deutschland einen streitbaren Demokraten und einen seiner profiliertesten Sozialpolitiker, sagte Schäuble am Donnerstag in Berlin zu Beginn einer Bundestagsdebatte. Im Sinne seiner Devise "Einmischen ist Pflicht" habe sich der Christdemokrat bis zuletzt an der gesellschaftlichen Debatte beteiligt und leidenschaftlich seine Stimme für die Schwächeren erhoben. Blüm war am 23. April im Alter von 84 Jahren gestorben. Am Dienstag wurde er in Bonn bestattet.
Im Zentrum von Blüms christlich geprägtem Denken und Handeln habe immer der Mensch gestanden, erklärte Schäuble. "'Solidarität ist kein Luxus, sondern Existenzbedingung des menschlichen Lebens', sie ist 'die politische Form der Nächstenliebe': So brachte Norbert Blüm die katholische Soziallehre für sich auf den Punkt", sagte er. Seiner Weitsicht und politischen Hartnäckigkeit verdanke das deutsche Sozialsystem die Pflegeversicherung - und die Gesellschaft ein geschärftes Bewusstsein für Generationengerechtigkeit. Blüm sei über Fraktionsgrenzen hinweg hoch geschätzt und respektiert worden. Im Anschluss an Schäubles Ansprache erhoben sich die Abgeordneten zu einem stillen Gedenken.
Blüm hatte als einziger Minister bis 1998 insgesamt 16 Jahre lang sämtlichen Regierungen von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) durchgehend angehört. In der CDU hatte er zahlreiche Parteiämter auf Bundes- und Landesebene inne, unter anderem war er Mitglied des Parteipräsidiums und gehörte von 1969 bis 2000 zum Bundesvorstand.
Der 1935 in Rüsselsheim geborene, volksnahe Politiker engagierte sich besonders im Arbeitnehmerflügel der Partei (CDA). Nach dem Ende der Ära Kohl zog Blüm sich nach und nach von seinen politischen Ämtern zurück, blieb aber weiterhin sozial engagiert, unter anderem bei Amnesty International und der Kindernothilfe.