Berlin (epd). Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) hat in seinem ersten Jahresbericht insgesamt 1.253 antisemitische Vorfälle für 2019 dokumentiert. Darin eingeflossen sind die Zahlen aus den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bayern und Schleswig-Holstein, wie der Geschäftsführer des RIAS-Bundesverbandes, Benjamin Steinitz, am Mittwoch in Berlin betonte. Aus den restlichen zwölf Bundesländern seien die Daten weniger aussagekräftig, da dort 2019 noch keine eigenständigen Meldestellen existierten. So seien für das übrige Bundesgebiet im vergangenen Jahr insgesamt 200 antisemitische Vorfälle gemeldet worden.
Mit Blick auf die aktuelle Covid-19-Pandemie warnte der RIAS-Bundesverband vor einer Zunahme von antisemitischen Verschwörungsfantasien und antisemitischen Stereotypen bei Demonstrationen, die sich gegen die Corona-Maßnahmen richteten. So seien bei den sogenannten "Hygienedemos" in Berlin oder ähnlichen Protesten in anderen Bundesländern mehrfach Schutzmasken mit gelbem Stern aufgetaucht, in dessen Mitte "Impfgegner" stand. Antisemitische Verschwörungsfantasien würden sich bei den Anti-Corona-Protesten zunehmend vom Internet auf die Straße verlagern, sagten Steinitz und andere Vertreter des RIAS-Netzwerkes.
Seit Februar 2019 initiiert und unterstützt der RIAS-Bundesverband den Aufbau regionaler Melde- und Unterstützungsnetzwerke in verschiedenen Bundesländern. Vorbild für den Aufbau regionaler Meldestellen ist die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Berlin, die bereits seit 2015 besteht.