Genf (epd). Infolge der Corona-Schutzmaßnahmen droht sich die weltweit schlimmste Infektionskrankheit, die Tuberkulose, wieder verstärkt auszubreiten. Millionen Menschen könnten in den nächsten Jahren zusätzlich Opfer der Tuberkulose werden, warnte die UN-Initiative Stop TB Partnership am Mittwoch in Genf.
Ursache seien die Lockdowns gegen die Corona-Pandemie, die den Kampf gegen die Tuberkulose erheblich erschwerten. Der Kampf gegen die Atemwegserkrankung Covid-19 habe nichtgewollte, aber drastische Nebenwirkungen, erklärte Lucica Ditiu, Direktorin der Stop TB Partnership.
Laut einer von Stop TB Partnership veröffentlichten Modellrechnung könnten bis 2025 aufgrund der Anti-Corona-Maßnahmen zusätzlich 6,3 Millionen Tuberkulose-Fälle und 1,4 Millionen Tuberkulose-Tote auftreten. Der Grund seien Engpässe und Ausfälle bei der Prävention, Diagnose und Behandlung der Tuberkulose, die sich aus dem Corona-Notstand ergeben.
Die Direktorin der Stop TB Partnership warnte, dass jahrelang erzielte Fortschritte gegen die Tuberkulose zunichtegemacht werden könnten. An der Modellrechnung beteiligte sich auch die Johns Hopkins Universität in den USA. Grundlage sind Tuberkulose-Daten aus drei besonders stark von der Tuberkulose betroffenen Ländern, Indien, Kenia und die Ukraine. Die Ergebnisse wurden hochgerechnet.
Den Angaben nach sterben jedes Jahr rund 1,5 Millionen Menschen an der Tuberkulose, mehr als an jeder anderen Infektionskrankheit. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken pro Jahr rund zehn Millionen Menschen neu an Tuberkulose, die meisten in armen Ländern. Mangelernährung und Armut verstärken die Anfälligkeit.
Der Stop TB Partnership unter dem Dach der UN gehören mehr als 1.700 internationale und nationale Gesundheitsorganisationen, Regierungsprogramme, Forschungseinrichtungen, Gesundheitsfonds, Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen und Firmen an. Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, die eigentlich heilbare Krankheit Tuberkulose so schnell wie möglich auszurotten. Eine qualitativ hochwertige Diagnose, Behandlung und Betreuung müssten für jeden Erkrankten garantiert sein.