Berlin (epd). Schauspielerin Sandra Hüller ("Toni Erdmann") hat lange mit einer Frauenquote bei Theaterproduktionen gefremdelt. Bevor es dazu kam, sei sie ambivalent gewesen, sagte Hüller dem "Tagesspiegel" (Donnerstag) zum Beginn des Berliner Theatertreffens an diesem Freitag: "Man ist ja immer so beleidigt als Frau, wenn man dieses Instrument braucht. Aber als das Theatertreffen die Frauenquote dann eingeführt hat, dachte ich: Ja klar, wie sollen wir denn wissen, ob das funktioniert, wenn wir es nicht probieren? Wir verändern ja nichts, wenn wir immer im Kreis debattieren; man muss auch irgendwann handeln."
Das Berliner Theatertreffen wird am Freitag online mit einer Shakespeare-Inszenierung des Schauspielhauses Bochum mit Hüller als "Hamlet" eröffnet. Es ist das erste Theatertreffen mit einer Frauenquote. Mindestens die Hälfte der Inszenierungen muss von Regisseurinnen stammen. In diesem Jahr sind sechs von zehn Inszenierungen Regiearbeiten von Frauen.
Für Hüller gibt es allerdings nicht so etwas wie eine "männliche" und eine "weibliche" Regie. Das seien aus ihrer Sicht keine brauchbaren Kategorien, sagte die in Bochum und Leipzig lebende Schauspielerin, die mit dem Europäischen Filmpreis und dem Gertrud-Eysoldt-Ring ausgezeichnet wurde: "Ich sag mal so: Es gibt Arschlöcher und keine Arschlöcher. Überall."
Es gebe auch Regisseurinnen, die konventionelle Geschlechterbilder reproduzieren. Das gebe es alles. "Deshalb müsste man sich auch eher darum kümmern, was für Gedanken auf die Bühne gebracht werden, egal, von wem sie kommen", sagte Hüller.