Bochum (epd). Nach den Schulschließungen wegen der Corona-Krise haben Bildungsexperten für die Zukunft deutlich mehr Investitionen in die Schulen gefordert. Die vergangenen Wochen hätten deutlich gemacht, dass die Digitalisierung sehr ungleichmäßig vorangebracht worden sei, bilanzierten die Fachleute am Mittwochabend in einem von der Bonner Friedrich-Ebert-Stiftung veranstalteten Live-Chat zum Thema "Bildungsgerechtigkeit in Zeiten des Coronavirus".
"In den letzten Wochen ist aufgefallen, dass gleiche Bildungschancen nicht vorhanden sind", sagte die nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern. Die Corona-Krise habe bestehende Probleme nun offengelegt. Notwendig sei ein Stufenplan, mit dem konsequent in den Schulbetrieb bundesweit investiert werden müsse. "Wir müssen jetzt Perspektiven für die Schulen schaffen. Die Bildung ist unterfinanziert." Bislang seien die Ausgaben für Bildung je Schüler im Pro-Kopf-Vergleich in den einzelnen Bundesländern auch sehr unterschiedlich. Es brauche eine Bildungsgerechtigkeit, die eine Qualität des Lernens an allen Standorten garantiere.
Die Vize-Direktorin des Instituts für Bildungsforschung und Bildungsrecht an der Ruhr-Uni Bochum, Gabrielle Bellenberg, warnte vor einem neuen Auseinanderklaffen der "Bildungsschere" im Gefolge der Corona-Krise: "Die Not ist groß. Das ist eine große gesellschaftliche Herausforderung." Es sei aber zugleich zu beobachten, dass der Wert von Schule und Bildung in diesen Tagen wieder verstärkt diskutiert werde. "Das Thema Chancengleichheit könnte nach der Krise besser platziert werden als zuvor", sagte sie.