Berlin (epd). Vor den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Regierungschefs der Länder hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor zu schnellen Lockerungen gewarnt. Ohne Impfstoff drohe eine zweite Welle, ein Rückfall, sagte Söder am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. Es dürfe nichts überstürzt werden. Als entscheidende Fragen nannte Söder unter anderem den Umgang mit Maßnahmen im Bereich Schulen und Kitas. "Und auch die Frage, wie man mit der älteren Generation umgeht in Alten- und Pflegeheimen, denn da, glaube ich, ist die größte und drängende Herausforderung auch was das soziale Miteinander betrifft."
Im Moment fühle er sich wie in der 80. Minute eines Fußballspiels, sagte Söder. "Wir haben das meiste geschafft, aber einige wollen schon jetzt vom Spielfeld und sagen, das Spiel ist gewonnen. Das ist halt leider nicht so." Zugleich äußerte er Verständnis für andere Länderchefs, wenn die Lage dort anders beurteilt werde.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) mahnte vor der Schaltkonferenz ein einheitliches Vorgehen der Bundesländer an. Bei "den ganz großen Fragen" wie etwa Kitas, Schulen oder Bundesliga müssten die Länder sich dringend miteinander abstimmen, sagte er dem RBB-Inforadio. "Je länger es dauert, dass man nicht mehr miteinander gesprochen hat, desto stärker läuft es auseinander."
Woidke betonte, am Ende gehe es auch darum, rechtlich sauber zu arbeiten und das Ganze gut zu begründen. Nicht nur gegenüber der Bevölkerung, denn auch die Klagefreudigkeit gegen die Verordnungen nehme zu. "Wir müssen auch bei Gerichten immer wieder begründen, was wir tun", sagte der brandenburgische Ministerpräsident.
Da bislang unklar sei, wie sich die Lockerungen ausgewirkt haben, sei es gut, jetzt gemeinsam mit den Länderchefs eine Zwischenbilanz zu ziehen, um dann am 6. Mai bei den nächsten Beratungen zwischen Bund und Ländern zu entscheiden: "Entscheidend ist, dass das, was wir erreicht haben, nicht aufs Spiel gesetzt werden darf", betonte Woidke.
Merkel und die Länderchefs sind für Donnerstagnachmittag zu einer Videokonferenz verabredet, um über mögliche Lockerungen der derzeit geltenden Beschränkungen zu beraten. Unter anderem steht nach Angaben der Bundesregierung das Konzept der Religionsgemeinschaften für mögliche Versammlungen auf der Tagesordnung.
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