Foodwatch warnt vor Mangelernährung in der Corona?Krise

Berlin (epd). Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert von der Bundesregierung ein Sofortprogramm gegen Hunger und Mangelernährung. Für Millionen Menschen in Deutschland mit niedrigem Einkommen sei die Versorgung "mit einer ausreichenden und ausgewogenen Ernährung aktuell aufgrund der Corona-Krise nicht gewährleistet", erklärte die Organisation am Mittwoch in Berlin.

Foodwatch verwies auf eine Reihe von Gründen für eine drohende Mangelernährung: Für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen entfalle derzeit ein kostenloses Mittagessen in Schule oder Kindergarten, weil die Einrichtungen weitgehend geschlossen sind. Außerdem seien Hunderte Tafeln geschlossen. "Die Lücken lassen sich für Betroffene nur mit erheblichen Mehrkosten füllen - in einer Zeit, in der Jobverluste und Kurzarbeit viele Einkommen noch zusätzlich verringern", erklärte die Organisation.

Erschwerend komme hinzu, dass die Preise für frische Lebensmittel in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich stark gestiegen seien. "Aufgrund der fehlenden Saisonarbeiter bzw. Erntehelfer war Gemüse, bekanntlich die Grundlage einer ausgewogenen Ernährung, im April 2020 ganze 27,1 Prozent teurer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres", erklärte Foodwatch. Insgesamt betrage der Preisanstieg für Frischwaren im Vergleich um Vorjahresmonat 9,5 Prozent. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich frischem Obst und Gemüse sei aber gerade in Zeiten der Corona-Pandemie wichtig für die Stärkung des Immunsystems.

Foodwatch erinnerte daran, dass auch das Deutsche Kinderhilfswerk, die Tafeln, der Paritätische Gesamtverband schon in den vergangenen Wochen Soforthilfen gefordert haben. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Familienministerin Franziska Giffey (beide SPD) hätten daraufhin öffentlich Hilfen versprochen, Konkretes sei aber nicht passiert.

Der Verein Foodwatch kümmert sich deutschland- und europaweit um die Verbraucherrechte im Lebensmittelbereich. Gegründet wurde er nach dem BSE-Skandal vom ehemaligen Greenpeace-Direktor Thilo Bode (73). Heute sichern 40.000 Mitglieder die finanzielle Unabhängigkeit des Vereins.