Düsseldorf (epd). Die Düsseldorfer Gerda Henkel Stiftung fördert knapp 50 neue Forschungsvorhaben weltweit und stellt dafür eine Gesamtsumme von rund 3,4 Millionen Euro zur Verfügung. Das Spektrum reiche von Forschungen zu mykenischem Gold über Studien zur irakischen Stadt Mossul in Geschichte und Gegenwart bis zu den nicht sichtbaren Eigenschaften digitaler Bilder, teilte die Stiftung am Mittwoch mit. Eine weitere Million Euro wurde für einen "Corona-Nothilfefonds" für junge Wissenschaftler bewilligt, die aktuell ihre Arbeit nicht wie geplant fortsetzen können. Vor allem Doktoranden und Postdoktoranden der Geisteswissenschaften könnten sich an die Stiftung wenden, hieß es.
Fördergelder fließen unter anderem an ein Projekt zur Untersuchung des sogenannten mykenischen Goldes. Die Zeit der Mykene - benannt nach einer der bedeutendsten Städte Griechenlands in vorklassischer Zeit - brachte zwischen 1.600 und 1.200 vor Christus die erste Hochkultur auf dem europäischen Festland hervor. Besondere Bekanntheit erlangte die sogenannte Maske des Agamemnon, die Heinrich Schliemann 1876 entdeckte.
Eine Forschergruppe um Ernst Pernicka am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim hat ein neues Verfahren zur schonenden Untersuchung des Goldschatzes entwickelt, wie die Henkel Stiftung erläuterte. Das System soll dabei helfen, Fragen zur Herkunft und Verbreitung des Materials zu beantworten und Fälschungen zu identifizieren. Anhand ausgewählter Objekte wird die neue Technik im Nationalmuseum in Athen und in weiteren europäischen Museen zur Anwendung kommen.
Auf den Irak bezogene Projekte finden ebenfalls Aufnahme in die Förderung. Die Thronsaalreliefs im Südwestpalast von Ninive, Mossul, stehen im Zentrum eines Projekts unter der Leitung von Peter Miglus aus Heidelberg. 2014 zerschlugen Truppen des "Islamischen Staats" die assyrischen Zeugnisse aus der Zeit um 700 vor Christus. Die Reliefs und Inschriften könnten nun notgesichert, restauriert und virtuell rekonstruiert werden.
Um Keilschrifttafeln aus der Sammlung des Irakischen Nationalmuseums in Bagdad geht es in irakisch-deutschen Kooperationen. Ein Team um Forscher aus Bagdad, Mossul und München wird sumerische Tafeln aus Umma aus dem 19. Jahrhundert vor Christus katalogisieren und konservieren. Ein weiteres deutsch-irakisches Vorhaben befasst sich mit Mossul nach der Befreiung vom "Islamischen Staat" und der Rekonstruktion der Stadt.
Unter den Neuaufnahmen im Förderschwerpunkt "Sicherheit, Gesellschaft und Staat" befinden sich drei Vorhaben, die Folgeerscheinungen der Digitalisierung untersuchen. Dabei geht es unter anderem darum, wie sich Einzeltäter im Internet radikalisieren sowie um vernetzte digitale Bilder und ihre nicht sichtbaren Eigenschaften wie Metadaten samt ihrer sicherheitspolitischen Konsequenzen.