Es war alles vorbereitet. Rund 40 ehrenamtliche Mitarbeiter, darunter viele Konfirmanden würden mitmachen, auch das Küchenteam stand. Diakon Ralf Hornberger erwartete 80 bis 100 Jungen und Mädchen für die Kinderbibelwoche in den Osterferien - ein jährlicher Höhepunkt in der Evangelischen Kirchengemeinde im württembergischen Waldachtal. Als besonderer Gast würde diesmal Rudi Auracher vom Verein Kirche Unterwegs dabei sein. Dieser Verein in der württembergischen Landeskirche entwickelt seit vielen Jahren Arbeitshilfen und Praxismappen für solche Kinderferienprogramme, die bundesweit jährlich von über 2.000 Veranstaltern verwendet werden.
Dann kam Corona. Das Event fand nicht statt. Die Schwarzwälder Gemeinde ist kein Einzelfall: Rund 1.000 Kinderbibelwochen mussten abgesagt werden. Aus der Not entstand bald in mehreren Köpfen eine Idee: Die KiBiWo@Home - die Kinderbibelwoche für zu Hause.
Mitarbeiter der Kirche Unterwegs produzierten drei etwa 30-minütige Videos, die in der Woche nach Ostern auf Sendung gingen. "Immerhin ist das auch eine Premiere, ein Novum in der 65-jährigen Geschichte der Kirche Unterwegs. Und ich werde daran erinnert, dass die Gründer damals als Ziel ausgaben: 'Wir müssen den modernen Menschen mit modernen Mitteln das Evangelium verkündigen'", sagt Manfred Zoll, der Leiter des Unterweissacher Vereins.
Statt mit vielen Kindern in Waldachtal fand sich Diakon Rudi Auracher jetzt im Wohnzimmer von Familie Heinritz in Kirchberg an der Murr wieder, wo er ausschließlich mit Nathan und Amalia das Rahmenprogramm gestaltete. Sie unterstützten ihn engagiert bei den Bewegungsliedern. Dann wurden Naseweis und Leseratte eingeblendet - mit viel Liebe zum Detail gestaltete biblische Erzählfiguren, samt Accessoires wie beispielsweise ein selbst gezimmertes Mini-Bücherregal.
Deren Gespräche führten zum Thema hin: "Meine Welt ist voller Fragen - Leseratte und Naseweis entdecken Gott". Auf viele Fragen von Naseweis kann Leseratte antworten, weil sie so viele Bücher kennt - und Bibelgeschichten. Der Bibelclip, der nun folgt, ist ursprünglich Teil des Glaubenskurses "behütet.umsorgt.gesegnet - Gebet und Segen", den die Kirche Unterwegs mit Unterstützung der Landeskirche für Erwachsene entwickelt hat.
Schließlich zeigt die Kamera Anne Kunzi, die Bastelideen erklärt, die alle etwas mit Psalm 23 zu tun haben. Denn der gute Hirte ist das verbindende Thema der Geschichten.
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"Meine Kinder sind total ins Bastelfieber gekommen", sagt die Mutter von Greta (9) und Ole (7). Von rund 2.000 Geräten wurde schon am ersten Tag auf KiBiWo@Home zugegriffen, vielen auch aus Waldachtal. Ralf Hornberger hatte alle Netzwerke genutzt, um das Angebot vor Ort bekanntzumachen, etwa WhatsApps mit Erinnerungslink verschickt - und gute Rückmeldungen erhalten.
Dennoch: Anne Kunzi, die an dem Projekt intensiv mitgearbeitet hat, sieht es nüchtern als Notlösung. "Lange könnten wir das nicht durchhalten. Beziehung und Begegnung sind wesentlich", sagt die gelernte Erzieherin. Es sei bezeichnend, dass die weitaus meisten Reaktionen auf die Online-KiBiWo von Personen kämen, zu denen es aufgrund früherer Veranstaltungen einen persönlichen Kontakt gebe.
KiBiWo@Home als Vor-Ort-Angebot
KiBiWo@Home lässt sich aber auch als Vor-Ort-Angebot gestalten - und ist damit noch nicht vorbei. Richard Graupner, evangelischer Pfarrer im oberbayrischen Großkarolinenfeld, hat in seiner Gemeinde alle 5- bis 11-jährigen Kinder angeschrieben, um sie zur KiBiWo am ersten Maiwochenende einzuladen. Auch die katholische Gemeinde konnte er für die Aktion gewinnen. Damit die Kinder gleich Lust bekommen loszulegen, ist bereits dem Einladungsschreiben ein Schafherde-Bastelbogen für den ersten Tag beigelegt.
Das Online-Angebot von Kirche Unterwegs wird in Großkarolinenfeld durch ein kurzes lokales Begrüßungsvideo ergänzt. Und der Ort des Geschehens ist nicht nur das eigene Zuhause, sondern die Kirche vor Ort. Dort können die Kinder das Bastelangebot für den nächsten Tag abholen, an einer Verlosung für das KiBiWo-Quiz teilnehmen und auf einer Wandzeitung ihre Gedanken und Fragen an Gott ausdrücken. Am zweiten Tag gibt es ein Kirchenrallye in der evangelischen, am dritten in der katholischen Kirche. Und als bleibende Erinnerung entsteht für jedes Kind eine Karte mit Psalm 23.