Berlin (epd). Der Deutsche Kinderschutzbund hat vor negativen Folgen der Corona-Krise auf Kinder gewarnt. Unklar sei etwa das Ausmaß der Gewalt an Kindern durch die Kontaktbeschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie, wie Kinderschutz-Präsident Heinz Hilgers am Dienstag in Berlin erklärte. Zudem kämen bei den Diskussionen über Lockerungen die Bedürfnisse von Kindern zu kurz.
Den Jugendämtern seien derzeit keine Hinweise zu steigender Gewalt gegen Kinder bekannt, sagte Hilgers. Allerdings würden solche Vorfälle üblicherweise zu 60 Prozent von Kitas, Schulen, Kinderärzten oder anderen außerhalb des Haushalts lebenden Personen gemeldet. All dies falle durch die Kontaktbeschränkungen weg. "Damit fehlt die soziale Aufmerksamkeit", so Hilgers.
Weil viele Familien aktuell auf engem Raum zusammenleben müssten, seien gewalttätige Konflikte nicht auszuschließen, erklärte der Verbands-Präsident weiter. Zu befürchten sei deshalb ein hohes Maß an "unentdeckter Gewalt".
Der Kinderschutzbund nehme mit Befremden zur Kenntnis, dass mittlerweile über die Aufnahme des Spielbetriebs der Bundesliga oder die Eröffnung von Möbelhäusern engagiert diskutiert werde, "während die Bedürfnisse von Kindern und ihren Familien nur eine untergeordnete Rolle spielen".
Hilgers betonte: "Wir greifen aktuell tief in die Grundrechte von Kindern ein." Kinder würden von ihren Spielkameraden isoliert, ihr Recht auf Bildung werde begrenzt und ausreichend körperliche Bewegung werde ihnen vorenthalten. Auch dies seien Formen der Gewalt. Er forderte eine umfassende Debatte, die die Bedürfnisse der Kinder in den Blick rückt.