Ludwigshafen (epd). Arbeiten im Homeoffice wird sich nach Einschätzung der Ludwigshafener Wirtschaftsexpertin Jutta Rump nach der Corona-Krise fest etablieren. "Eine Rückkehr in die alte Welt der Präsenzkultur ist eher unwahrscheinlich, wir werden mehr und mehr in Mischformen arbeiten", sagte die Expertin für Personalmanagement und Organisationsentwicklung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Homeoffice sei innerhalb kürzester Zeit für viele Menschen zu einer neuen Arbeitsform geworden. "Die ersten Wochen sind hart, aber dann gewöhnt man sich daran und sieht auch die positiven Seiten der Entwicklung", sagte Rump.
Allerdings gelinge erfolgreiches Arbeiten im Homeoffice nicht von selbst - erst recht nicht, wenn sich wie derzeit in vielen Haushalten Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung nicht sauber trennen ließen. In der aktuellen Lage - mit geschlossenen Kitas und Schulen - sei das Familienleben extrem belastet: "Das Arbeitspensum für die Firma ist nicht geschafft, die Kinder haben die Schulaufgaben nicht bewältigt, der Partner oder die Partnerin ist genervt", so die Expertin.
Um dennoch den Anforderungen des Arbeitgebers gerecht zu werden, zögen sich viele Homeworker am Abend oder in der Nacht zurück, um sich der noch nicht erledigten Arbeit zu widmen. "Das hat fatale Folgen für ihre Gesundheit", betonte Rump, die in Ludwigshafen an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft lehrt.
Trotz der teilweise auch negativen Erfahrungen mit Homeoffice werde aber der Wunsch nach Arbeit in den eigenen vier Wänden zunehmen. "Natürlich werden wir nicht alle zu 100 Prozent im Homeoffice bleiben, wenn die Corona-Krise vorbei ist, aber es ist doch sehr wahrscheinlich, dass wir mehr und mehr in Mischformen arbeiten werden", sagte Rump. Nach ihrer Einschätzung werden Führungskräfte und Beschäftigte in Zukunft miteinander aushandeln, "was möglich, sinnvoll und wirtschaftlich bzw. organisatorisch machbar ist".
Die Expertin wies darauf hin, dass der Erfolg von Homeoffice - für Betriebe wie für Beschäftigte - von verschiedenen Faktoren abhängt. "Führungskräfte gelten als Schlüsselfaktor: Da Homeoffice mit Vertrauen einhergeht, müssen Vorgesetzte fortlaufend ein Vertrauensklima schaffen." Da Anwesenheit nicht mehr so leicht zu kontrollieren sei, sollte Führung über Motivation, Arbeitsinhalte und Arbeitsergebnisse erfolgen, sagte Rump.
Es gelte außerdem, eine soziale Isolation von Kollegen zu verhindern. Zugleich sei klar: "Digitale Kommunikation ersetzt nicht regelmäßige Face-to-Face-Treffen." Und schließlich müssten Homeoffice-Arbeiter Regeln für sich selbst aufstellen. Dazu zählt die Hochschullehrerin Leitlinien zur Selbstmotivation, zum Zeitmanagement, zur Selbstorganisation sowie zur Vorbeugung einer Selbstausbeutung.