Ist analog zu dem staatlichen ein "kirchlicher Rettungsschirm" geplant, etwa für Tagungshäuser, Zuschussempfänger und freie Träger, die durch Corona einen Umsatzeinbruch haben?
Erich Theodor Barzen: Die bayerische Landeskirche hat durch eine Abfrage ermittelt, an welchen Stellen, insbesondere bei Tagungshäusern, die Corona-Krise zu wirtschaftlichen Schäden führt. Sie hat Gelder bereitgestellt, um Zuwendungsempfänger und unselbstständige Einrichtungen der Landeskirche unter die Arme zu greifen. Die Hilfen ergänzen die staatlichen Maßnahmen. Wir haben die Zuwendungsempfänger und unselbstständigen Einrichtungen über die entsprechenden Entscheidungen von Landeskirchenrat und Landessynodalausschuss mit einem Rundschreiben informiert.
Welche Voraussetzungen wären nötig, um Mittel aus diesem Rettungsschirm zu bekommen?
Barzen: Wesentliches Kriterium bei der Antragsstellung ist, dass die Möglichkeiten staatlicher Unterstützung ausgelotet und die erforderlichen Anträge gestellt wurden. Ausführliche Informationen zu den staatlichen Förderungen haben wir versandt. Zu den staatlichen Hilfen, die vorrangig in Anspruch zu nehmen sind, gehört auch die Kurzarbeit.
Muss die Landeskirche finanztechnisch auf die Corona-Krise reagieren, etwa durch einen Nachtragshaushalt oder Entnahme aus den Rücklagen?
Barzen: Landeskirchenratenrat und Landessynodalausschuss werden Ende April beziehungsweise Anfang Mai einen Nachtragshaushalt beraten und voraussichtlich beschließen. Bis dahin reichen die Mittel, die der reguläre Haushalt für Unvorhergesehenes bereithält, aus.
Mit welchen finanziellen Größenordnungen rechnen Sie?
Barzen: Unser Topf für Unvorhergesehenes umfasst 3,2 Millionen Euro. Darüber hinaus haben wir wo immer möglich freie Gelder zur Bewältigung der Krise eingesetzt. Damit sind wir immerhin bis zum jetzigen Zeitpunkt gekommen. Ab Mai erwarten wir dann allerdings Steuerminderungen, allein schon durch die Kurzarbeit, die wir mit einem Nachtragshaushalt auffangen müssen. Für diesen Nachtragshaushalt gehe ich von einem Volumen im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich aus.
Gibt es womöglich durch die jetzigen Erfahrungen Einspareffekte, beispielsweise durch Digitalisierung in der Verwaltung?
Barzen: In der Tat halten wir einen Digitalisierungs-Push für möglich und wünschenswert. Videotelefonate und Videokonferenzen sind jetzt gang und gäbe. Es hat auch positive ökologische Effekte im Hinblick auf Dienstreisen, die in Zukunft vielleicht nicht mehr nötig sind. Homeoffice-Lösungen könnten sich auf den Bedarf an Büroraum auswirken. In der Verkündigung habe ich beeindruckende Online-Gottesdienste erlebt. Klar ist allerdings auch, dass in der Kirche die personale Kommunikation und Seelsorge weiterhin unverzichtbar sind.
Lässt sich jetzt schon beziffern, mit welchen Ausfällen an Kirchensteuern die Landeskirche in Zukunft rechnen muss? Teilen Sie die Hochrechnungen, die von einem Minus in Höhe von bis zu 15 Prozent ausgehen?
Barzen: Wir nehmen die Situation sehr ernst. Die Corona-Pandemie wird auch in und für unsere Kirche deutliche Spuren hinterlassen. Wir enthalten uns allerdings derzeit noch der Prognosen, dazu ist die Problematik zu komplex. Die Haushaltsplanung 2021 läuft derzeit. Wir werden nicht umhinkommen, Abstriche zu machen. Dennoch: Uns kommt jetzt die Haushaltsdisziplin der letzten Jahre zugute. Die Kirche ist stabil ist und wird stabil bleiben.