Nach einem Gespräch zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Bund ist klar: Gottesdienste wird es vor Anfang Mai nicht geben. Allerdings sollen die christlichen Kirchen, der Zentralrat der Juden und die islamischen Moscheeverbände in der kommenden Woche Konzepte vorlegen, wie Gottesdienste mit den nötigen Hygieneregeln abgehalten werden können. Das berichteten die Teilnehmer des Gesprächs am Freitag übereinstimmend. Bund und Länder würden am 30. April auf Basis der Konzepte über eine Lockerung der geltenden Kontaktbeschränkungen infolge der Corona-Pandemie für Gottesdienste beraten, teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit.
Entscheiden müssen dann jedoch die einzelnen Bundesländer, das Treffen mit Innenstaatssekretär Markus Kerber (CDU) am Freitag diente vor allem dem Austausch und der Vermittlung. Die Teilnehmer der Runde beschrieben die Atmosphäre als "angenehm" und "konstruktiv". Am Donnerstag hatten bereits Vertreter von Christen, Juden und Muslimen mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung über Lockerungen beraten. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte bereits die Aufhebung des Gottesdienstverbots in Aussicht gestellt.
Evangelische und katholische Kirche kündigten an, in der kommenden Woche entsprechende Konzepte mit Abstands- und Hygieneregelungen vorzulegen. Ziel sei, "möglichst bald" danach wieder Gottesdienste abhalten zu können. Ob das schon am ersten Mai-Wochenende der Fall sein könnte, sei offen und gegebenenfalls je nach den Bedingungen der einzelnen Gemeinden regional unterschiedlich, sagte der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Martin Dutzmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach dem Gespräch.
Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), sagte: "Denkbar wäre, die Anzahl der Gottesdienstbesucher zu begrenzen, Gottesdienste im Freien, das Angebot von Gottesdiensten zu erhöhen und in den Kirchen, Moscheen und Synagogen einen Mindestabstand zu gewährleisten." Was im Plenarsaal des Bundestages möglich sei, müsse auch in Gotteshäusern erlaubt sein.
Zeichen der Hoffnung
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte, die Gläubigen würden das Signal aus dem Gespräch im Ministerium als Zeichen der Hoffnung zu schätzen wissen. Viele litten unter den Beschränkungen ihrer religiösen Praxis. Die katholische Kirche wurde vom Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, bei dem Gespräch vertreten.
Auch der Zentralrat der Juden will ein Hygienekonzept vorlegen, teilte er am Freitag mit. Zentralratspräsident, Josef Schuster, begrüßte ebenso wie der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm die einmütige Vereinbarung zwischen Bund und Religionsgemeinschaften. Ein weiteres zentrales Anliegen der Kirchen sei die Gewährleistung der Seelsorge an Kranken und Sterbenden gewesen, sagte Bedford-Strohm. Auch hier habe Einigkeit bestanden, dass die Kirchen bei der Wahrnehmung dieser wichtigen Aufgabe stärker unterstützt würden.
Der Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime, Burhan Kesici, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), die muslimischen Glaubensgemeinschaften würden sich an die Beschränkungen halten. Für die Muslime beginnt Ende der kommenden Woche der heilige Fastenmonat Ramadan. Nach dem 3. Mai wolle man sehen, wie Gebete in den Moscheen stattfinden könnten. Beten und Fasten ist im Ramadan zentral für Muslime.