Er fürchte, dass die Heime noch bis Anfang Mai geschlossen bleiben müssten, sagte Ulrich Lilie im Deutschlandfunk. "Die Einrichtungen müssen endlich Schutzmasken, Schutzkleidung, Handschuhe und Desinfektionsmittel in der Zahl zur Verfügung haben, wie wir sie dringendst brauchen", betonte der Diakonie-Präsident. Bisher bestünden hier noch eine "absolute Minderversorgung" und "zum Teil katastrophale Zustände".
Sobald die Schutzausrüstung zur Verfügung stehe, sei eine schrittweise Lockerung denkbar, etwa in Form von Fensterdialogen, Spaziergängen auf Distanz oder Desinfektionsschleusen für Besucher. "Es gibt ja schon unterschiedliche Lösungen in den Bundesländern - zum Beispiel dass Angehörige eine Stunde kommen dürfen", sagte der Lilie.
Impulse von außen unverzichtbar
Lilie begrüßte die Erklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bewohner von Pflegeheimen sollten besonders geschützt, aber nicht sozial isoliert werden, da dies ethisch nicht vertretbar sei. Das soziale Leben in den Einrichtungen hänge entscheidend davon ab, dass auch Impulse von außen kommen, betonte er. Ohne Besucher seien für Ansprache und Kontakt der Bewohner derzeit allein die ohnehin sehr belasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig, "die übrigens einen Heldenjob machen in diesen Tagen". Die Einrichtungen lebten aber davon, "dass die Tochter den Käsekuchen mitbringt - und natürlich nicht nur für ihre Mutter, sondern für die ganze Station", sagte Lilie.
"Wir brauchen jetzt Augenmaß und die richtige Reihenfolge und müssen dann auch überlegen, wie wir stationäre Einrichtungen wieder zugänglich machen", erklärte der Diakonie-Präsident. Er sprach sich für einen "Corona-Knigge der gegenseitigen Rücksichtnahme und Solidarität" zwischen Jüngeren und Älteren aus. Eine "Zwei-Klassen-Bewegungsfreiheit" dürfe es nicht geben. Lilie forderte zudem mehr Covid-19-Tests in Pflegeheimen.