Düsseldorf (epd). Wissenschaftler des Forschungsprojekts über die Corona-Infektionen im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen gehen davon aus, dass die derzeitigen Einschränkungen des öffentlichen Lebens demnächst wieder gelockert werden können. Nach der ersten Phase der Kontaktsperre und der damit verbundenen Verlangsamung beim Anstieg der Neuinfektionen könne nun in einer zweiten Phase eine schrittweise Rücknahme der Maßnahmen angegangen werden, sagte der Projektleiter und Direktor des Instituts für Virologie am Uni-Klinikum Bonn, Hendrik Streeck, am Donnerstag in Düsseldorf. Für Risikogruppen wie ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen müssten jedoch weiterhin besondere Sicherheitsmaßnahmen gelten.
In der von Covid-19 besonders betroffenen Gemeinde Gangelt untersuchen die Wissenschaftler derzeit über 400 Haushalte auf Covid-19-Erkrankungen. Bislang wurden laut Streeck über 500 Personen getestet. Es handle sich damit um eine "repräsentative Stichprobe" in einem besonders stark betroffenen Infektionsgebiet.
Der Virologe und sein Team legten am Donnerstag ein erstes Zwischenergebnis ihrer Studie im Kreis Heinsberg vor. Demnach sind bislang 15 Prozent der Bevölkerung in der Gemeinde an Covid-19 erkrankt und haben eine Immunität gegen die Krankheit entwickelt. Die Tödlichkeit der Erkrankung liegt bei 0,37 Prozent, was ein deutlich niedriger Wert als jener der Johns-Hopkins-Universität ist, der bei fast zwei Prozent liegt.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bezeichnete die Erkenntnisse der Wissenschaftler als "Baustein, der uns hilft, zu einer verantwortlichen Entscheidung zu kommen". Der Kreis Heinsberg gilt als Corona-Hotspot und war rund zwei Wochen früher mit dem Ausbruch des Coronavirus konfrontiert als der Rest der Republik. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Karnevalssitzung Mitte Februar in Gangelt Hauptquelle der Ansteckung war.