Auferstehung
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Wo ist der Auferstandene am Ostermorgen?
Kann Ostern ausfallen, weil die Kirchen leer sind?
Gedanken über die Auferstehung an einem einmaligen Ostersonntag
An diesem Ostersonntag sind unsere Kirchen leer. Es gibt keine Gottesdienste, keine Osterfeuer, kein Gemeindefrühstück am Ostermorgen. Leer war auch das Grab Jesu am dritten Tag nach der Kreuzigung. Das Grab, in dem der tote Körper Jesu lag, nachdem er unter grausamsten Schmerzen am Kreuz gestorben war.

Am Morgen kamen drei trauernde Frauen auf den Friedhof, um den toten Körper Jesu zu salben, so erzählt es die Bibel. Aber sie fanden nur einen beiseitegeschobenen Stein und ein leeres Grab. Die drei Frauen reagierten entsetzt: Sie liefen weg, zitternd vor Angst. Nach allem, was sie wissen und erwarten können, müsste in dem Grab der tote Körper Jesu liegen. Sie sind gekommen, um ihn zu salben, um einen Ritus zu befolgen, der ihnen angesichts der Schrecken des Todes Trost und Sicherheit verleihen kann. Doch dieser Trost wird ihnen verwehrt. Stattdessen: Leere.

Das leere Grab ist eine Verunsicherung, es hinterlässt Fragen, Verwirrung, Angst. Die Leere verunsichert auch Christ*innen auf der ganzen Welt, denen die Osterrituale in diesem Jahr verwehrt bleiben. Der Trost der Osternacht, das Ritual der Hoffnung nach einem langen Winter, es muss vielerorts ausfallen. Die Normalität kann dieses Jahr nicht stattfinden. Vieles, worauf wir uns in diesem Frühling gefreut haben, fällt aus. Corona hat uns verunsichert. Wir stehen vor der leeren Kirche wie die Frauen vor dem leeren Grab. Wo ist der Auferstandene an diesem Ostermorgen?

Die christliche Hoffnung schöpft sich aus der Erfahrung, dass der Gekreuzigte lebendig ist.

Die Osterhoffnung gründet sich nicht auf das leere Grab. Die christliche Hoffnung schöpft sich aus der Erfahrung, dass der Gekreuzigte lebendig ist. Das Neue Testament ist voll von Berichten von Menschen, die diese Erfahrung machen! Das Lukasevangelium erzählt von zwei Jüngern auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus. Sie sind so voll Trauer, dass sie nichts weiter bemerken, als sich ein scheinbar Unbekannter zu ihnen gesellt und nach dem Grund für ihre Traurigkeit fragt. Als es Abend wird, bleibt der Unbekannte bei Ihnen. Er nimmt das Brot, bricht es und reicht es den Jüngern. In diesem Moment erkennen sie: Es ist Jesus selbst, der den Weg mit ihnen gegangen ist. Er hat unsere Trauer gesehen, hat uns begleitet, ist in unsere Mitte gekommen.

Auch Paulus begründet seine Theologie auf die Begegnung mit dem Auferstandenen. Paulus war ein vehementer Gegner des Christentums und Verfolger der christlichen Gemeinden. Auf seinem Weg nach Damaskus jedoch stellt sich ihm der auferstandene Christus in den Weg: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Diese Erfahrung ist es, die den Christenverfolger zu dem Apostel Paulus werden lässt, der fortan sein Leben der Verkündigung des Auferstandenen widmet. Paulus schreibt an die Korinther: „Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die Entschlafen sind.“ Paulus glaubt an den Auferstandenen, nicht weil er das leere Grab gesehen hat, sondern weil er dem lebendigen Christus begegnet ist.

Gott hat die Leere überwunden

Aus der Verzweiflung über die Leere wird der Glaube, dass Gott den Tod überwunden hat! Gott begegnet Menschen in Trauer und Einsamkeit. Christus lässt Menschen nicht in Ruhe, nicht einmal, wenn sie sich von ihm abwenden, weil die Leere sie verunsichert und die keiner Erzählung von Auferstehung trauern. Er kommt zu uns, stellt sich in den Weg und sagt: Ich bin hier. Die Leere des Grabes ist nicht das, was Ostern ausmacht. Sie wird gefüllt durch den lebendigen Gott. So sollen auch die leeren Kirchen nicht das letzte Wort an diesem Osterfest bekommen. Denn Ostern ist das Fest der Auferstehung: Gott die Leere überwunden hat. Uns wird zu Ostern neue Hoffnung geschenkt.