Hannover (epd). Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin hat angesichts der Corona-Pandemie empfohlen, eine Patientenverfügung aufzusetzen oder eine vorhandene zu aktualisieren. "Wir begrüßen es, wenn sich Menschen gerade vor dem Hintergrund der Corona-Krise Gedanken darüber machen, welche Therapien sie noch akzeptieren wollen und wo die rote Linie ist", sagte Verbandspräsident Lukas Radbruch dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Mittwoch).
Wer in einem Pflegeheim lebe, könne sich durchaus überlegen, ob er bei einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes in ein Krankenhaus wolle, sagte Radbruch. Dort könne die Gefahr einer Corona-Infizierung vielleicht größer sein. "Das muss aber jeder für sich abwägen, möglichst in Gesprächen mit anderen", fügte er hinzu. "Ich warne vor Schnellschüssen." In der aktuellen Situation habe aber auch jeder das Recht zu sagen: "Ich will weiterleben. Ich will alles, was die Medizin hergibt." Das sei weder unmoralisch noch unsolidarisch.
Radbruch betonte, die Palliativmedizin habe große Erfahrungen im Umgang mit Krankheitsverläufen wie bei Covid-19. "Niemand muss qualvoll ersticken." Bei Patienten, die nicht mehr gerettet werden könnten, seien Palliativmediziner in der Lage, ein schmerz- sowie angstfreies und damit würdevolles Sterben zu gewährleisten. Luftnot bekomme die Palliativmedizin mit Morphium und ähnlichen Opioiden sehr gut in den Griff.