Freiwillige können ihre Einsatzstelle während Corona-Krise wechseln
Über eine Ausnahmeregelung können Freiwilligendienstleistende ihre Hilfe woanders anbieten, wenn ihre Einsatzstelle wegen der Corona-Krise geschlossen werden musste. Ein neues Portal soll die Vermittlung erleichtern.

Berlin (epd). Freiwilligendienstleistende, deren Einsatzstellen wegen der Corona-Krise geschlossen sind oder nur eingeschränkt arbeiten, können über eine neue Plattform woanders ihre Hilfe anbieten. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) stellte das Portal www.freiwillige-helfen-jetzt.de am Dienstag in Berlin vor. Es soll junge Menschen im Freiwilligendienst und Einrichtungen, die jetzt Helfer brauchen, vor Ort zusammenbringen. Dies können kommunale Stellen sein, gemeinnützige oder kommunale Träger im Gesundheitswesen oder in der Pflege oder etwa die Lebensmittel-Verteilstellen der Tafeln. Kommerzielle Anbieter sind ausgeschlossen.

Das Portal richtet sich an Menschen die derzeit ihren Bundesfreiwilligendienst ableisten oder im Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahr (FSJ, FÖJ) sind. Für den Bundesfreiwilligendienst ermöglicht der Bund mit einer Ausnahmeregelung, dass der Dienst während der Krise auch an einem anderen Einsatzort geleistet werden kann. Giffey zufolge haben alle Bundesländer außer Sachsen und Thüringen die Regelung für Freiwillige im Sozialen oder Ökologischen Jahr übernommen.

Giffey sagte, größere Wohlfahrtsverbände hätten bereits damit begonnen, hilfsbereite Freiwillige, die in ihrer Einsatzstelle nicht mehr tätig sein könnten, innerhalb des Verbandes an andere Stellen zu vermitteln. Das neue Vermittlungsportal wende sich an alle Freiwilligen und gemeinnützigen Einrichtungen die diese Möglichkeiten nicht haben.

Giffey betonte, niemand könne zu einem Wechsel der Einsatzstelle verpflichtet werden. Dies müsse immer freiwillig erfolgen. Die monatlichen Zahlungen an die Freiwilligen wie das Taschengeld würden weiterhin geleistet, auch wenn sie nicht zum Einsatz kämen.

Den Angaben zufolge leisten derzeit rund 40.000 Menschen einen Bundesfreiwilligendienst, davon 30.000 junge Menschen unter 27 Jahren. Weitere 55.000 junge Leute leisten ein Freiwilliges oder Ökologisches Jahr. Insgesamt seien rund 25.000 Freiwillige bereits im Gesundheitswesen und der Pflege tätig, sagte Giffey, also dort, wo der Druck besonders hoch sei. Freiwillige, die als Helfer dazu kämen, müssten vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus genauso geschützt werden wie hauptamtliche Beschäftigte, sagte Giffey.

Die neue Plattform ist in Zusammenarbeit mit der Initiative hilf-jetzt.de entstanden, die Nachbarschaftshilfen während der Coronakrise vermittelt.

Die Grünen begrüßten die Flexibilisierung der Freiwilligendienste, forderten darüber hinaus aber einen Soforthilfefonds für gemeinnützige Organisationen. Gerade kleine Vereine seien in ihrer Existenz bedroht, erklärte die Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für bürgerschaftliches Engagement, Anna Christmann. Die Mittel für weitere Hilfen könnten aus dem Etat der neuen "Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt" kommen.