Berlin (epd). Menschen mit Behinderung werden nach Ansicht von Fachverbänden bislang nicht als Risikogruppe in der Corona-Krise berücksichtigt. "Bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und zum Schutz besonders gefährdeter Personengruppen sind Menschen mit Behinderung bislang zu wenig im Fokus", kritisierte der Zusammenschluss der Fachverbände für Menschen mit Behinderung am Dienstag in Berlin. Menschen mit Behinderung hätten oft Vorerkrankungen oder ein geschwächtes Immunsystem, was bei einer Infektion das Risiko für einen schweren Verlauf erhöhe.
Die Verbände forderten, alle Einrichtungen der Eingliederungshilfe mit Schutzausrüstung auszustatten. Auch müssten die Virus-Tests von Menschen mit Behinderung bevorzugt behandelt werden. Es sei zu beachten, dass in den Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung viele Menschen zusammenlebten, weshalb die Ansteckungsgefahr hoch sei. Um auch die Mitarbeiter zu schützen, "müssen die Einrichtungen bei der Verteilung von Atemschutzmasken und anderer Ausrüstung stärker bedacht werden", mahnten die Fachverbände.
Der Dachverbund repräsentiert nach eigenen Angaben rund 90 Prozent der Dienste und Einrichtungen für Menschen mit seelischer, geistiger und körperlicher Behinderung. Zu den fünf Mitgliedern gehören die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie, die Bundesvereinigung Lebenshilfe, der Bundesverband anthroposophisches Sozialwesen, der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe sowie der Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen.