"Vielleicht klappt es mit der Hochzeit ja doch noch" - so haben die Stuttgarter Nahele Zipperer und Naomi Ruopp noch bis vor drei Wochen gehofft, als die Corona-Pandemie sich immer mehr in Deutschland ausbreitete. Es konnte doch nicht sein, dass ein Virus ihren großen Tag am 18. April zunichtemachte!
Rund 300 Menschen hatte das Paar zur kirchlichen Trauung in der malerisch gelegenen St. Georgs-Kirche in Hohenhaslach (Kreis Ludwigsburg) erwartet. Der Mediengestalter und die Erzieherin hatten viele Arbeitskollegen und Freunde zum Gottesdienst eingeladen - ihr Wunsch war, sich in aller Öffentlichkeit das Ja-Wort zu geben und ihre Ehe segnen lassen.
Wochenlang hatten sie nach einer großen Halle gesucht, die Platz für die anschließende Feier mit 200 Menschen bietet, erzählen die beiden bei einem Videotelefonat. "Wir waren sehr glücklich, als wir endlich eine geeignete Halle in Markgröningen fanden", sagt Nahele Zipperer und verweist auf die große Verwandtschaft von insgesamt 120 Personen. Die Verwandten der Braut stammen aus Rumänien und hatten längst ihre Flugtickets gebucht, um bei der Hochzeit in Deutschland mit dabei zu sein.
Doch dann wurden die Maßnahmen zur Bekämpfung des Covid-19-Virus immer strikter. Die Kirchengemeinde sagte die Trauung ab, von der Festhalle kam ebenfalls eine Absage, Flüge wurden storniert. "Innerhalb weniger Tage platzen alle unsere Träume. Das hat uns sehr traurig gemacht", sagt die 22-jährige Braut und blickt zu Boden. "Ja, das waren sehr harte Tage für uns", bestätigt auch Zipperer.
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In liebevoller Fleißarbeit hatten die beiden unzählige Stunden in die Vorbereitung der Dekoration gesteckt. Ein Höhepunkt sollte ein großes Feuerwerk sein - die Batterien werden nun erst mal mehrere Monate im Keller auf ihren Einsatz warten müssen. Das Brautkleid, das vor wenigen Wochen noch vom Schneider angepasst werden sollte, hängt nun auf dem Dachboden.
Kennengelernt haben sich die beiden auf einer christlichen Freizeit in Rumänien. Naomi, die in Hermannstadt aufgewachsen war, nahm mit Jugendlichen aus der deutschen Gemeinde in Hermannstadt an der Freizeit teil. Nahele hatte sich zur Freizeit angemeldet, um dadurch mal wieder Rumänien besuchen zu können. Er hatte acht Jahre seiner Kindheit und Jugend in Rumänien verbracht, weil die Familie dort aus beruflichen Gründen lebte. Dadurch spricht er selbst fließend rumänisch.
"Wir werden unseren Traum von der Traumhochzeit nicht aufgeben", sagt Nahele Zipperer. Das Fest soll so schnell wie möglich nachgeholt werden, da sind sich die beiden einig. "Doch erst einmal brauchen wir Geduld und müssen warten, bis sich die Situation beruhigt hat." Und ob dann noch in diesem Jahr ein Termin gefunden werden kann, an dem es eine freie Kirche, Festhalle und Flüge für die Verwandtschaft gibt - das ist mehr als unsicher. Auch ob ihre rumänischen Freunde, die auch ihre Hochzeitsfotografen sind, zu einem späteren Zeitpunkt zu ihrer Hochzeit kommen können, wissen sie nicht. "Wir hatten uns schon sehr auf sie gefreut."
Trotz allem lässt sich das Paar nicht davon abhalten, bereits zu Corona-Zeiten standesamtlich zu heiraten - unter strengsten Auflagen: Am 9. April werden die beiden ohne Familie und Trauzeugen alleine ins Stuttgarter Rathaus gehen und nur im Beisein einer Standesbeamtin heiraten.
Anschließend werden die frisch verheirateten Zipperers mit der Familie des Mannes in kleinstem Kreis zu Hause feiern - auch wenn Naomis Eltern aus Rumänien da dann nicht dabei sein können. Das Ja-Wort in aller Öffentlichkeit vor dem Altar und Hunderten Gästen muss leider noch warten - aber den Segen Gottes, werden sie sich dennoch zusprechen lassen. "Darauf wollen wir nicht verzichten", betonen die beiden.