Menschenrechtler: USA weisen Asylbewerber an der Grenze ab

Washington (epd). Die US-Regierung nutzt die Corona-Krise nach Ansicht von Menschenrechtlern, um Asylbewerber an der Grenze zu Mexiko ohne Verfahren abzuweisen. Die Maßnahmen des US-Grenzschutzes und der Einwanderungsbehörde, die laut Regierung dem Schutz der US-Bevölkerung dienen sollen, berücksichtigten nicht, dass das Corona-Virus sich global ausbreite, sagte die Migrationsexpertin des Hilfsverbandes "International Rescue Committee", Olga Byrne. Es reiche nicht, die Ausbreitung nur in einem Land einzudämmen.

Manche Flüchtlinge aus Zentralamerika seien in ihre Heimatländer zurückgeflogen worden, sagte Byrne. In El Salvador müssten die Heimkehrer 30 Tage lang in Quarantäne. Viele hätten nicht mehr bei sich als die Kleider am Leib.

US-Präsident Donald Trump hatte betont, die Grenze müsse in den gegenwärtigen Krisenzeiten besonders geschützt werden. Illegal Einreisende würden Covid-19 in der US-Bevölkerung verbreiten und das Gesundheitswesen "überwältigen". Das Online-Magazin "propublica.org" enthüllte in der vergangenen Woche interne Anweisungen der Grenzpolizei, denen zufolge Migranten nach Überqueren der Grenze umgehend nach Mexiko oder Zentralamerika zurücktransportiert werden sollen. Die Vorschriften sehen keine medizinischen Untersuchungen vor.

In einer schwierigen Lage sind auch Menschen, die in Mexiko auf Bearbeitung ihrer Asylanträge warten. Vor etwa einem Jahr hat die US-Regierung Vorschriften eingeführt, denen zufolge Asylbewerber aus Mittelamerika in Mexiko warten müssen. Laut US-Regierung sind rund 60.000 Bewerber nach Mexiko zurückgeschickt worden. Die Wartenden hätten Angst vor dem Virus, "doch die Angst, in ihre Heimatländer abgeschoben zu werden, ist noch größer", sagte ein Mitarbeiter des jüdischen Flüchtlingshilfswerkes HIAS.

Nach Angaben von Human Rights Watch erhöhen die Lebensbedingungen der Flüchtlinge das Corona-Infektionsrisiko. Viele Menschen leben laut HIAS in Zelten, wegen der Corona-Krise hätten viele Notunterkünfte geschlossen. In Mexiko werde es eng mit der humanitären Hilfe. Man müsse humane Alternativen finden für die Menschen, die Asyl beantragen, forderte HIAS.

In den USA sind mehr als 300.000 Fälle der Corona-Infektion bekannt, in Mexiko waren es laut der Corona-Datenbank der "New York Times" am Samstag 1.688 Fälle.