Genf (epd). Gut ein Jahr nach Beginn der Rebellenoffensive verschlimmert sich in Libyen laut den UN die humanitäre Krise immer mehr. Die Menschen in dem Bürgerkriegsland würden neben der eskalierenden Gewalt nun zusätzlich durch die Corona-Pandemie bedroht, warnte ein Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR am Freitag in Genf.
Inzwischen hätten die Behörden zehn Fälle der Atemwegserkrankung Covid-19 bestätigt, erklärte UNHCR-Sprecher Babar Baloch. Ein Infizierter sei gestorben. Das geschwächte Gesundheitssystem des nordafrikanischen Landes laufe Gefahr, bei einem massiven Ausbruch der Krankheit vollends zusammenzubrechen.
In den Krankenhäusern herrsche ein Mangel an Personal, Medikamenten und Geräten. Zudem seien viele Gesundheitseinrichtungen durch Beschuss beschädigt worden oder hätten ganz ihren Betrieb eingestellt, betonte der Sprecher.
Seitdem der Rebellenchef Chalifa Haftar den Angriff auf Tripolis im April 2019 startete, seien rund 150.000 Menschen vor der Gewalt geflüchtet. Trotz einer vereinbarten Waffenruhe habe die Intensität der Kämpfe in den letzten Tagen zugenommen.
Haftar will die von den UN anerkannte Regierung unter Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch stürzen. Dabei kann sich Haftar auf ausländische Waffenhilfe verlassen. Alle internationalen Friedensbemühungen, auch die der deutschen Bundesregierung, scheiterten bislang. Seit dem Sturz des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrschen in Libyen Gewalt und Chaos.