Die Corona-Pandemie mit den Kontaktbeschränkungen zu ihrer Eindämmung nimmt auch die Kirchen mit. Doch sie hat nicht nur Folgen für Gottesdienste, Gemeindeveranstaltungen und Hilfsangebote. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz musste auch die Tagung ihres Kirchenparlaments Anfang April absagen. Beschlüsse zu Kirchengesetzen und Diskussionen zu drängenden Fragen wurden vertagt. Und auch das erste Bischofswort vor der Synode von Bischof Christian Stäblein nach der Übernahme des Amtes im November fällt aus.
Das Bischofswort auf andere Weise an die Synodalen zu richten, komme nicht infrage, sagt Stäblein. Die Stellungnahme zu kirchlichen und gesellschaftspolitischen Themen gehöre in das Kirchenparlament. "Ein 'Wort des Bischofs' an die Synode auf der Synode kann es ohne Synode und die dazu gehörende Debatte nicht geben", betont der Theologe.
Die Themen hätten auf der Hand gelegen, sagt Stäblein: "Leben in Zeiten der Corona-Krise, seelsorgliche Herausforderungen, kirchliche und öffentliche Präsenz des Evangeliums, ethische Fragestellungen um die Konkurrenz bei den Behandlungsressourcen im medizinischen Notfall, um nur ein paar der drängendsten Themen zu nennen."
Dazu kämen weitere gesellschaftliche Aufgaben, "die wir auch in der Zeit der Krise nicht aus dem Blick verlieren sollen und dürfen", betont der Bischof: "Das Schicksal der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln oder die Klima-Krise beziehungsweise Schöpfungsherausforderung, um nur zwei zu nennen." Auch die Frage nach der Sterbehilfe, die nun wieder in den Hintergrund getreten sei, bewege ihn nach wie vor sehr. "Insgesamt ist nach meinem Eindruck allerorten lebhafte Diskussion und Ringen um Orientierung gefragt", sagt der promovierte Theologe zu den Fragen, die er gern in den Vordergrund gestellt hätte.
Kirchengesetz-Änderungen erst im Herbst
Doch die Themen "bleiben ja alle", betont der Bischof. Die besondere Situation erfordere derzeit ohnehin fast täglich auch Worte von ihm "zu den verschiedenen Themen, die im Moment drängend sind", sagt Stäblein: "Das tue ich, insofern gibt es diverse Worte des Bischofs."
Auch andere Themen des Kirchenparlaments, das am Freitag und Samstag in Berlin zur ersten seiner beiden jährlichen Tagungen zusammenkommen wollte, fallen erst einmal ins Wasser. Entscheidungen, etwa über Kirchengesetze, könnten nun erst im Herbst getroffen werden, sagt die Vorsitzende der Synode, Präses Sigrun Neuwerth. Dazu gehört auch ein Gesetz der Landeskirche zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, das am 1. Mai in Kraft treten sollte und unter anderem eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene im kirchlichen Bereich vorsieht.
Vorbereitung der Wahlen fürs nächste Kirchenparlament vertagt
Die Verbesserungen bei der staatlichen Mütterrente sollten im Kirchenrecht auch für Pfarrerinnen und Kirchenbeamtinnen umgesetzt werden. "Wo wir staatliches Recht in Kirchenrecht übertragen, sollen die Betroffenen gerade nicht schlechter gestellt werden", sagt Neuwerth: "Das lässt sich etwa durch rückwirkende Formulierungen erreichen, die hier sicher angewandt werden." Und das geplante Schwerpunktthema "Kirche im Land" über kirchliches Leben und Arbeiten in ländlichen Räumen könnte auf die Frühjahrstagung 2021 verschoben werden.
Auch die Vorbereitung der Wahlen für das nächste Kirchenparlament wird vertagt. Und ein Platz in der Kirchenleitung, der neu besetzt werden sollte, bleibt nun vakant. Kandidat war der Potsdamer Harald Geywitz, der sich nach dem Tod des früheren Synodenpräses Andreas Böer aus der Region Görlitz der Wahl in die Kirchenleitung stellen wollte. "Einen anderen Weg gibt es hier nicht", sagt Neuwerth: "Das gehört zu den schmerzlichen Verlusten des Tagungsausfalls. Für den Rest der Synodalperiode, also bis Januar 2021, hat die Kirchenleitung ein Mitglied weniger."
Einen Ersatztermin für die ausgefallene Tagung des Kirchenparlaments wird es nicht geben. "Das wird nicht möglich sein", sagt Neuwerth: "Synodentagungstermine zu finden, ist immer ein Kunststück zwischen Ferienzeiten, EKD-Synode, kirchlichen Festen und vielen anderen Faktoren." Außerdem sei weiterhin nicht klar, ab wann Versammlungen von mehr als 100 Menschen wieder zulässig sein werden, betont Neuwerth: "Hoffen wir, dass für die Herbsttagung Ende Oktober alles gutgeht."