Genf, Bamako (epd). In Mali ist die Zusammensetzung des Parlaments nach den Wahlen vom vergangenen Sonntag weiter offen. Nur in 17 der 147 Wahlkreise erreichten Kandidaten die im ersten Wahlgang erforderliche absolute Mehrheit, wie der französische Auslandssender RFI am Freitag berichtete. Über die restlichen 130 Sitze entscheiden die Malier in Stichwahlen, die für den 19. April angesetzt sind. Die Wahlbeteiligung war mit knapp 36 Prozent niedrig. Vor allem in der Hauptstadt Bamako machten wenige Menschen von ihrem Stimmrecht Gebrauch.
Unter den Abgeordneten, die im ersten Wahlgang gewählt wurden, ist Oppositionsführer Soumaïla Cissé, der unmittelbar vor der Wahl entführt wurde und sich immer noch in der Hand mutmaßlicher Terroristen befindet. Die Regierung hat nach eigenen Angaben einen Krisenstab gebildet, der die Befreiung Cissés aushandeln soll. Die Region um Saraféré im Norden des Landes, wo Cissé verschleppt worden war, wird regelmäßig von Terroristen heimgesucht, die dem Netzwerk Al-Kaida nahestehen.
Wegen des Terrorismus, vor allem aber wegen der sich ausbreitenden Corona-Pandemie war das Abhalten der Wahlen am 29. März umstritten. Präsident Ibrahim Boubacar Keïta hatte als Hygienemaßnahme unter anderem Wasserbecken vor den Wahllokalen aufstellen lassen, Forderungen nach einer erneuten Verschiebung der mehrfach verlegten Abstimmung aber zurückgewiesen.
In dem westafrikanischen Land wurden der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität zufolge bis Freitag 36 Corona-Fälle bestätigt. Drei Malier sind an der Lungenkrankheit gestorben. Wegen des Corona-Ausbruchs gilt in Mali eine nächtliche Ausgangssperre, auch die Grenzen sind geschlossen.