Berlin (epd). Politiker der Linksfraktion fordern in der Corona-Krise von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und den Gesundheitsministern der Länder Sofortmaßnahmen zum Schutz von Heimbewohnern und Pflegepersonal. Es müsse genügend Schutzmaterial zur Verfügung stehen, schreiben die pflegepolitische Sprecherin Pia Zimmermann und ihr Fraktionskollege Sören Pellmann in einem Offenen Brief an Bund und Länder. Dazu könne eine quotierte Zuteilung an Pflegeeinrichtungen und -dienste beitragen. Patientenschützer Eugen Brysch warf Bund und Ländern vor, ihre Fürsorgepflicht nicht ernstgenommen zu haben.
Bund und Länder beliefern neben Kliniken und Arztpraxen auch die Altenpflege mit Masken, Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln, allerdings reichen die Mengen nirgendwo aus. Es müsse außerdem sichergestellt werden, dass das Personal von Pflegeheimen und -diensten sowie Behinderteneinrichtungen verpflichtend und regelmäßig auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus getestet werde, forderte Zimmermann.
Die Situation in den Pflegeheimen sei "erschreckend und beschämend." Tragödien wie in Würzburg und Wolfsburg mit vielen Toten zeigten, wie unzureichend es sei, die alten Menschen in den Heimen zu isolieren. Sie dürften nicht nur als Risikogruppe bezeichnet, sondern es müsse endlich entsprechend gehandelt werden, fordern die Briefeschreiber, zu denen neben den Linken-Politikern auch das Pflegebündnis Wolfsburg gehört.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion, Achim Kessler, forderte die Bundesregierung auf, regulierend in den Markt für Masken und Schutzkleidung einzugreifen. Es sei "unerträglich", wie Konzerne aus der Krise Profit schlügen, erklärte Kessler. Der Einkaufspreis für medizinische Atemfiltermasken (FFP2-Masken) sei in kurzer Zeit von 45 Cent auf bis zu 13,52 Euro gestiegen.
Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Brysch, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), Pflegeheime hätten "sich zu hochgefährlichen Orten für Pflegekräfte und alte Menschen entwickelt". Die Heime müssten dringend mit Schutzkleidung ausgestattet werden, und es brauche klare Vorgaben, was bei Infektionsgefahr zu tun sei. Beim Auftreten grippeähnlicher Symptome bei Bewohnern oder Personal müssten sofort alle im Heim getestet werden, forderte Brysch.
Wenn das Virus nachgewiesen werde, müsse das Gesundheitsamt das medizinische Management übernehmen. Brysch forderte außerdem Spezialteams aus Medizinern und Pflegekräften für jede Kommune, die dazugeholt werden könnten, um Maßnahmen wie Quarantäne und Verlegungen zu koordinieren und zu überwachen.