Genf (epd). Der Bioinformatiker Richard Neher von der Universität Basel hat vor dem Glauben an exakte Voraussagen zur Corona-Pandemie gewarnt. "Voraussagen zu treffen, ist grundsätzlich unmöglich", sagte der deutsche Wissenschaftler während einer Videopressekonferenz am Mittwoch mit Korrespondenten bei den Vereinten Nationen in Genf.
Die Maßnahmen und Einschränkungen der Länder änderten sich laufend. Zudem komme es auf die Bereitschaft der Bevölkerung an, den neuen Vorschriften Folge zu leisten, sagte Neher. Es sei offen, wann ein Heilmittel und ein Impfstoff gegen die Atemwegserkrankung Covid-19 verfügbar seien. Der Zeitpunkt, wann Medizin an Erkrankte verabreicht werde und wann die Menschen durch Wirkstoffe immunisiert würden, sei unbekannt.
Alle bisher gemachten Voraussagen über die Zahl der Infizierten und die Zahl der Todesfälle bergen nach Ansicht des Wissenschaftlers "einen enormes Ausmaß an Unsicherheit". Neher betonte zudem, dass es zu früh sei, über eine Lockerung der restriktiven Maßnahmen zu diskutieren, wie etwa in Deutschland.
Die Schließung von Schulen und Betrieben, die Kontaktsperren und Versammlungsverbote müssten durch andere effektive Maßnahmen ersetzt werden, um das Virus einzudämmen und zurückzudrängen. Solange neue Maßnahmen aber nicht ergriffen werden könnten, müssten die Einschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens in Kraft bleiben. Neher unterstrich die Notwendigkeit, gegen gefährliche Viren wie den Erreger von Covid-19 so früh wie möglich vorzugehen.
Neher ist Forschungsgruppenleiter Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel. Er befasst sich damit, wie Bakterien und Viren sich verändern.