Hamburger Michel
© epd-bild/Stephan Wallocha/Stephan Wallocha
Die Bilder zeigten Gottesdienstbesucher, die normalerweise beim Fernsehgottesdienst im Hamburger Michel gesessen hätten - was bloss in Corona-Zeiten nicht geht.
Fernsehgottesdienst im Michel mit "Foto-Gemeinde"
Aus dem Hamburger Michel ist am Sonntag ein 40-minütiger Fernsehgottesdienst der besonderen Art ausgestrahlt worden: Die Kirchenbänke blieben keineswegs leer, sondern waren mit Fotos im DIN-A4-Format bestückt.

Die Bilder zeigten Gottesdienstbesucher, die normalerweise hier gesessen hätten - was bloß in Corona-Zeiten nicht geht. Der private TV-Sender "Hamburg 1" zeigte den Gottesdienst live. Persönlich anwesend waren neben den Fernsehtechnikern und Kameraleuten nur die Pastoren Stefan Holtmann und Julia Atze, Kirchenmusiker Jörg Endebrock und die Sopranistin Hanna Zumsande - mit ausreichendem Abstand zueinander.

Unter dem Motto #verbundenbleiben hatte die Hauptkirchengemeinde zu der Foto-Aktion aufgerufen. "Die Rückmeldungen, die wir erhalten haben, zeigen uns deutlich, dass viele Menschen durch diese Übertragung Ermutigung und Trost gefunden haben", sagte Michel-Hauptpastor Alexander Röder. Die Aktion mit den Fotos soll auch in den kommenden Wochen sowie über Karfreitag und Ostern weitergehen. Die Gemeinde werde so in neuer Weise sichtbar und sei im TV-Gottesdienst und in Online-Andachten präsent, hieß es.

Der erste TV-Gottesdienst mit Foto-Gemeinde hatte nach Angaben der Michel-Gemeinde am 22. März eine Reichweite von etwa 200.000 Zuschauern - live auf "Hamburg 1" inklusive Wiederholungen sowie Streaming über hamburg.de und Bibel TV.  Für das stille Gebet und zum Entzünden von Kerzen ist der Michel zu den gewohnten Zeiten weiterhin geöffnet. 

Immer mehr Menschen interessieren sich für TV-Gottesdienste

Immer mehr Menschen sehen Fernsehgottesdienste in den Programmen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Im Vergleich zu den Durchschnittswerten des vergangenen Jahres hätten sich die Zahlen nahezu verdoppelt, sagte der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer. Der Grund für das gestiegene Interesse in der Corona-Krise sei das Bedürfnis nach Zuspruch, Hoffnung und seelsorgerlichem Trost.

Pastorin Julia Atze und Gemeindepastor Stefan Holtmann.

Am vergangenen Sonntag sahen rund 4,1 Millionen Menschen die Fernsehgottesdienste in den Sendern der ARD und im ZDF und das "Wort zum Sonntag". Allein 1,24 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen den evangelischen Gottesdienst am Sonntagmorgen mit einer Predigt des Medienbischofs der EKD, Volker Jung, der aus der Ingelheimer Saalkirche übertragen wurde. In der vergangenen Woche hatten den Angaben zufolge 3,8 Millionen Menschen die Fernsehgottesdienste und das "Wort zum Sonntag" verfolgt.

Viele Rundfunkanstalten haben ihr kirchliches Programm erweitert, weil derzeit keine Gottesdienste mit Gemeinde in Kirchen stattfinden können. Rundfunksendungen mit christlichem Inhalt erreichen mehr als zehn Millionen Menschen täglich.