Wolfsburg, Hannover (epd). Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat sich bestürzt gezeigt über eine hohe Zahl von Todesfällen in einem Wolfsburger Pflegeheim für demenzkranke Menschen infolge der Corona-Pandemie. "Wir alle blicken mit Anteilnahme und großer Sorge nach Wolfsburg", sagte Weil am Samstagabend in Hannover. Er sprach von einer dramatischen Entwicklung. In dem Pflegeheim der Diakonie, dem Hanns-Lilje-Heim, waren in den vergangenen Tagen zwölf Bewohner an der Covid-19-Erkrankung gestorben.
Nach Angaben der Stadt Wolfsburg wurden insgesamt 72 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet. Das Haus hat nach Diakonie-Angaben insgesamt 165 Plätze.
Wie genau das Virus in das Haus gelangte, sei noch nicht abschließend geklärt, sagte Sprecherin Bettina Enßlen von der Wolfsburger Diakonie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohner verstünden die Abstandsregeln nicht. "Sie haben einen großen Bewegungsdrang", sagte Enßlen. "Man kann ihnen nicht erklären, warum sie auf ihren Zimmern bleiben sollen." Das Pflegeheim habe schon seit langem seine Türen für Besucher geschlossen, noch bevor das staatliche Betretungsverbot angeordnet worden sei. Umso bitterer sei es, dass jetzt diese Todesfällen auftreten.
Die niedersächsische Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) sagte, die Tragödie zeige die zerstörerische Kraft, die das Virus entfalten könne. Sie führe deutlich vor Augen, dass insbesondere Seniorinnen und Senioren geschützt werden müssten: "Auch vor dem Hintergrund der furchtbaren Ereignisse in Wolfsburg warne ich davor, vorschnell Debatten über eine Aufhebung der Kontaktverbote zu führen und falsche Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Krise zu wecken."