Berlin (epd). Der Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Christoph Unger, warnt in der Corona-Krise vor einem vorschnellen Zeitplan zur Lockerung der Restriktionen. Wegen vieler Ungewissheiten sei es derzeit noch zu früh, um über einen konkreten Zeitpunkt zur Lockerung der Ausgangsbeschränkungen nachzudenken, sagte er am Samstag der Tageszeitung "Welt". Um eine Diskussion, wie das Alltagsleben in den kommenden Monaten trotz der Pandemie normalisiert werden könne, komme man aber nicht herum. "Im Gegenteil: Wir müssen natürlich über das weitere Geschehen nachdenken, um damit auch 'vor die Lage" zu kommen", erklärte Unger.
Im Rahmen von Pandemie-Übungen und Risikoanalysen hatte das BBK in der Vergangenheit mit Bund und Ländern verschiedene Szenarien durchgespielt, wie es hieß. Dabei ging es unter anderem um den Verlauf einer fiktiven Pandemie mit einem hochansteckenden Virus und vielen Toten. "Von dem realen Coronavirus aber wissen wir einfach nicht, wie es sich verhält und wo wir in ein oder zwei Wochen stehen werden", sagte Unger. "Das macht es für alle sehr schwierig. Wir können im Moment nur auf Sicht fahren."
Der BBK-Präsident sieht nach eigenen Worten derzeit keinen Grund, zur Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln die Notfallreserven des Bundes anzutasten. "Die Lager sind in Zeiten des Kalten Krieges für den Verteidigungsfall angelegt worden - und davon sind wir weit entfernt", sagte er. Es gebe genug Lebensmittel: "Es gilt: Vorratshaltung ist vernünftig, Hamsterkäufe sind unsinnig." Auch bei der Versorgung mit Medikamenten sehe er derzeit keine Anzeichen für Engpässe, betonte Unger.
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