Guineas Präsident hält an umstrittener Abstimmung fest

Genf, Conakry (epd). Trotz der Ausbreitung des Coronavirus hält Guineas Präsident Alpha Condé bislang an einer umstrittenen Abstimmung über die Verlängerung seiner Amtszeit fest. An diesem Sonntag sollen die Bewohner des westafrikanischen Staats ein neues Parlament wählen und zugleich darüber abstimmen, ob der 82-Jährige für eine dritte Amtszeit antreten darf. Condé regiert das Land seit 2010. Die Opposition protestiert seit Monaten gegen das Vorhaben. Mehr als 30 Menschen kamen bei Protesten ums Leben. Oppositionsführer Cellou Dalein Diallo nannte das Abhalten der Abstimmungen am Freitag im Radiosender RFI ein Verbrechen.

Die Regierungschefs von vier der sieben Verwaltungsregionen Guineas riefen am Freitag dazu auf, die Abstimmungen zu verschieben, um eine Katastrophe im Land zu verhindern. Das berichtete die Nachrichtenwebsite "Africaguinee.com". Nach Angaben der Regierung gibt es bisher zwei offiziell bestätigte Corona-Infektionen in Guinea. Das "Journal de Conakry" berichtete am Freitag von mindestens drei Verdachtsfällen in der Hauptstadt. Die Grenzen sollen ab Samstag geschlossen werden, angeblich, um ein Einschleppen des Virus zu verhindern. Wahlbeobachter aus dem Ausland sagten ihre Teilnahme ab.

Condés Kritiker gehen davon aus, dass der Präsident wegen der Angst vor Infektionen damit rechnet, dass vor allem seine Anhänger zur Wahl gehen werden. Für Unmut sorgt zudem, dass am Samstag und Sonntag das Internet in Guinea unterbrochen werden soll. Nach Angaben eines Regierungssprechers war das Zusammentreffen mit den anstehenden Abstimmungen rein zufällig. Es gebe Routinearbeiten am einzigen Übertragungskabel.

Guinea war während der Ebola-Krise zwischen 2014 und 2016 besonders betroffen. Mehr als 2.500 Menschen starben. Das Land ist etwa so groß wie Großbritannien und hat 12,5 Millionen Einwohner. Es verfügt über große Bauxit-Vorkommen, zählt aber zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut.