Dubai, Neu-Delhi (epd). In Indien sind am Freitag vier Männer wegen der Gruppenvergewaltigung und Ermordung einer Studentin hingerichtet worden. Sieben Jahre nach dem Verbrechen, das Indien schockierte und in der ganzen Welt für Empörung sorgte, wurden vier Täter im Tihar-Gefängnis in der Hauptstadt Neu-Delhi gehängt, wie die Zeitung "Times of India" berichtete.
Indiens Premierminister Narendra Modi erklärte auf Twitter, die Gerechtigkeit habe gesiegt. "Es ist von größter Bedeutung, die Sicherheit und Würde von Frauen zu schützen". Amnesty International sprach hingegen von einem "dunklen Fleck" in Indiens Menschenrechts-Bilanz. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag forderte Indien auf, die Todesstrafe abzuschaffen.
Die vier Männer hatten im Dezember 2012 die 23-jährige Physiotherapie-Studentin Jyoti Singh in einem fahrenden Bus bestialisch vergewaltigt und mit einer Eisenstange so zugerichtet, dass die Frau später an ihren inneren Verletzungen starb. Das Verbrechen entfachte eine Debatte über die Sicherheit von Frauen in Indien.
Die Verurteilten hatten monatelang vor den Gerichten um eine Milderung ihrer Strafe ersucht. Nur Stunden vor der Hinrichtung hatten das Oberlandesgericht und das Oberste Gericht in Neu-Delhi eine Aufhebung der Todesstrafe abgelehnt. Der Leiter der Haftanstalten von Neu-Delhi, Sandeep Goel, bestätigte, dass die 25- bis 32-jährigen Männer um 5 Uhr 30 Ortszeit gehängt wurden.
Die Eltern der Studentin hatten in den vergangenen Monaten immer wieder an Regierung und Justiz appelliert, das Urteil gegen die vier Mörder ihrer Tochter zu vollstrecken. "Ich habe das Foto meiner Tochter umarmt und ihr gesagt, dass wir Gerechtigkeit bekommen haben", sagte die Mutter des Opfers nach der Hinrichtung laut "Times of India". "Mädchen werden sich jetzt sicherer fühlen".
Vor dem Gefängnis in Neu-Delhi hatten sich in der Nacht Hunderte Menschen versammelt, um die Hinrichtungen zu feiern. Insgesamt waren sechs Männer angeklagt gewesen. Einer von ihnen wurde wegen seines Alters nach dem Jugendstrafrecht lediglich zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden, der andere erhängte sich 2013 in seiner Zelle im Tihar-Gefängnis von Neu-Delhi.
Indien vollstreckt die Todesstrafe gewöhnlich nur noch wegen schwerer Terror-Anschläge. Zuletzt war dies bei der Hinrichtung eines 53-Jährigen 2015 der Fall, der wegen eines Attentates in Mumbai 1993 mit mehr als 250 Todesopfern verurteilt wurde.
"Zu oft benutzen Parlamentarier die Todesstrafe als ein Symbol dafür, wie gut sie Verbrechen bekämpfen", kritisierte Amnesty International. Die Todesstrafe sei nie eine Lösung. Der Internationale Gerichtshof zitierte die bekannte indische Anwältin Vrinda Grover, die die Abschreckungswirkung der Todesstrafe auf Vergewaltiger bezweifelt. Obwohl seit 2013 die Todesstrafe bei Vergewaltigung verhängt werden könne, habe sich die Zahl der Vergewaltigungen in Indien nicht verringert.
Im Jahr 2018 wurden in Indien mehr als 33.000 Anzeigen wegen Vergewaltigung erstattet. Immer noch machen grausame Verbrechen gegen Frauen Schlagzeilen. Nach dem Verbrechen an Jyoti Singh sorgte im Dezember 2019 die Tat an einer 27-jährigen Tierärztin für ähnliche Empörung. Sie wurde auf ihrem Nachhauseweg von vier Männern vergewaltigt, erdrosselt und anschließend mit Benzin überschüttet und angezündet.