Vor den Beratungen der Bundesregierung über weitere Hilfen in der Corona-Krise hat die Diakonie einen Rettungsschirm für die Einrichtungen der Wohlfahrtspflege gefordert. Kitas oder Beratungsstellen stünden wegen fehlender Einnahmen mit dem Rücken zur Wand, sagte der Präsident des evangelischen Wohlfahrtverbandes, Ulrich Lilie, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vorstandsvorsitzende der Arbeitwohlfahrt (AWO), Wolfgang Stadler, erklärte ebenfalls, die soziale Infrastruktur sei in der gegenwärtigen Krise massiv gefährdet.
Diakoniepräsident Lilie warnte, "gerade den kleinen und mittleren Einrichtungen kann ganz schnell die Luft ausgehen - und zwar binnen Wochen." Fast alle seien angewiesen auf Zuwendungen und Entgelte nach Leistungsvereinbarungen, die wegfallen könnten, wenn die Einrichtungen geschlossen seien. "Alle sind außerdem gemeinnützig. Das heißt, sie dürfen keine großen Rücklagen bilden", erklärte der Diakonie-Chef. Ihnen drohe das finanzielle Aus: "Kosten für Mieten und Personal bei einer Kita oder Tagespflege laufen ja weiter."
Wesentlicher Bestandteil des Zusammenlebens
Es gehe um viele Arbeitsplätze, sagte Lilie, aber auch um "für den Zusammenhalt der Republik essenzielle Handlungsfelder: Kitas, Beratungsstellen, Tagespflege und Reha-Einrichtungen." Er appellierte an die Bundesregierung, ein klares Signal zu setzen und den Fortbestand der Einrichtungen zu garantieren. "Wir sind ein ganz wesentlicher Bestandteil des Zusammenlebens und haben im Moment eine wichtige Rolle für Zusammenhalt und Solidarität in diesen herausfordernden Zeiten", sagte Lilie.
Der AWO-Vorsitzende Stadler erklärte, die Auswirkungen der Krise auf den gesamten sozialen Sektor seien massiv: "Ambulante Pflegedienste müssen den Dienst einstellen, weil die Schutzkleidung fehlt. Reha-, Kur- und Erholungseinrichtungen fürchten um ihre Existenz, weil sie den Betrieb einstellen müssen. Inklusionsbetriebe beispielsweise in der Gastronomie stehen vor dem Aus, weil sie keine Aufträge mehr erhalten." Auch das Ehrenamt und die Freiwilligendienste seien stark betroffen, sagte Stadler.
Die Sozialwirtschaft brauche umgehend staatliche Hilfe. Dazu zähle eine Erklärung der Bundes- und Landesbehörden, dass Förderungen beibehalten würden, auch wenn keine oder nur eine eingeschränkte Leistung erbracht werden könne. Der Ausfall von Leistungsentgelten müsse kompensiert werden. Die Menschen bräuchten verlässliche Anlaufstellen, an die sie sich wenden könnten, sagte Stadler.