Berlin (epd). Angesichts der raschen Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland weist die Gewerkschaft ver.di auf die hohe Beanspruchung des Krankenhauspersonals hin und fordert bessere Arbeitsbedingungen. "In erster Linie bedeutet das mehr Personal", sagte Sylvia Bühler vom ver.di-Bundesvorstand am Donnerstag in Berlin. Die Klinikbeschäftigten gingen "auch ohne die Extrembelastung der Epidemie allzu oft über ihre eigenen Grenzen hinaus".
Genauso wie die Bundesregierung für die Wirtschaft Hilfspakete schnüre, müssten jetzt die Beschäftigten im Gesundheitswesen unterstützt werden, sagte Bühler. Statt dessen würden jedoch Entscheidungen getroffen, die Pflegekräfte weiter belasten. Als "völlig falschen Weg" bezeichnete Bühler die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Pflegepersonaluntergrenzen in Krankenhäusern pauschal auszusetzen. Dieser Beschluss sorgt laut Bühler unter den Beschäftigten für Empörung.
Spahn hatte Anfang März entschieden, die zum Jahresbeginn für pflegeintensive Krankenhausbereiche eingeführten Personaluntergrenzen vorübergehend auszusetzen, um auf die Corona-Epidemie zu reagieren. So solle verhindert werden, dass Stationen Patienten abweisen müssen, wenn die Personalschlüssel nicht erfüllt werden.
Um die notwendigen Kapazitäten für die Aufnahme und Versorgung von Covid-19-Patienten abzusichern, fordert ver.di, geplante und nicht unbedingt notwendige Eingriffe und Operationen zu verschieben. "Die Erlösausfälle durch die notwendige Pandemievorhaltung sind den Krankenhäusern auszugleichen", forderte Bühler. Auch aktuell vorbereitete Krankenhausschließungen müssten auf den Prüfstand. "Es ist schwer zu erklären, wenn während einer Epidemie vor Ort ein Krankenhaus allein aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wird", sagte Bühler.