Hannover, Schellerten (epd). Der Kampf eines lesbischen Paares aus Schellerten bei Hildesheim für die Anerkennung einer gemeinsamen Mutterschaft ihrer Tochter geht in die nächste Runde. Das Standesamt Hannover habe ihnen eine aus ihrer Sicht "fehlerhafte" Geburtsurkunde für ihre am 13. Februar in Hannover geborene Tochter Paula zugeschickt, teilten Gesa Teichert-Akkermann und Verena Akkermann am Dienstag mit. Anders als beantragt sei darauf nur die leibliche Mutter Gesa Teichert-Akkermann als Elternteil verzeichnet. Das entspreche zwar dem geltenden Recht. Dennoch wollen die beiden nun die Behörde auffordern, die Urkunde zu korrigieren.
Sollte die Aufforderung abgelehnt werden, will das Paar beim Familiengericht in Hannover beantragen, das Standesamt zu verpflichten, "die richtige Geburtsurkunde mit zwei Eltern für Paula auszustellen". Parallel wollten sie beim Familiengericht in Hildesheim den bereits vor der Geburt gestellten Antrag auf Anerkennung einer Mitmutterschaft weiterverfolgen, betonten die Akkermanns.
Gesa Teichert-Akkermann und Verena Akkermann gehen aber nach eigenen Worten davon aus, dass sie bis vor das Bundesverfassungsgericht gehen müssen, damit Verena Akkermann rechtlich als zweiter Elternteil von Paula anerkannt wird. Unterstützt wird das Paar, das in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt, von Anwältinnen und der Gesellschaft für Freiheitsrechte in Berlin.
Zwar hätten sie damit gerechnet, dass in der Geburtsurkunde nur die leibliche Mutter eingetragen werde, schreiben die Akkermanns. Dennoch habe es sie getroffen, dass "Paulas und unsere Lebensrealität als Regebogenfamilie" geleugnet werde.
Bei lesbischen Elternpaaren muss in Deutschland bislang die zweite Mutter vor einem Familiengericht beantragen, das Kind als Stiefkind zu adoptieren. Nur dann kann sie als gleichberechtigter Elternteil in die Geburtsurkunde eingetragen werden. Die Bearbeitung einschließlich Besuchen durch das Jugendamt dauert in den meisten Fällen rund ein Jahr. Die Akkermanns empfinden das als diskriminierend.
Auch der Deutsche Juristinnenbund sieht die Rechte der betroffenen Familien massiv verletzt und das Kindeswohl gefährdet. Der Gesetzgeber habe es versäumt, bei der Öffnung der "Ehe für alle" eine Regelung zu treffen, die mit den Regeln für heterosexuelle Paare vergleichbar sei, sagte Präsidentin Maria Wersig. Eine Vaterschaft hingegen wird automatisch anerkannt oder kann bei Nichtverheirateten auf Antrag direkt anerkannt werden.