Washington (epd). Trotz heftiger Proteste und Zweifel am Todesurteil hat der US-Bundesstaat Alabama am Donnerstag (Ortszeit) den 43-jährigen Nathaniel Woods per Giftspritze hingerichtet. Die Exekution sei nach Ansicht vieler Afro-Amerikaner "wie ein Lynching", sagte der Sohn des Bürgerrechtsaktivisten Martin Luther King, Martin Luther King III, im Fernsehsender MSNBC. Todesstrafen-Gegnerin und Hollywood-Star Kim Kardashian bezeichnete die Exekution als "tragisches Beispiel für Ungerechtigkeit im System".
Die Richter, die Woods zum Tode verurteilten, machten den Afro-Amerikaner mitverantwortlich für den Tod von drei weißen Polizisten im Jahr 2004. Die Beamten wollten Woods in einem Haus in Birmingham (Alabama) festnehmen. Woods' anwesender Freund Kerry Spencer eröffnete das Feuer und tötete die Beamten.
In zahlreichen Medieninterviews hat Spencer versichert, Woods habe nicht geschossen. Gegenüber CNN sagte Spencer, Woods sei vielmehr weggerannt. Spencer wurde zum Tod verurteilt. Er erwartet gegenwärtig seine Hinrichtung.
Die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, lehnte Woods Gnadengesuch ab. Laut den Gesetzen des Bundesstaates sei ein Beihelfer zu einem Mord genau so verantwortlich wie der Todesschütze selber, erklärte Ivey laut Fernsehsender ABC. Es gebe keine Anzeichen, dass Woods die Morde habe verhindern wollen.
Wenige Stunden vor der geplanten Hinrichtung hatte das Oberste US-Gericht die Vollstreckung vorläufig aufgeschoben. Nach Einspruch der Regierung des Bundesstaates hoben die Richter die Entscheidung jedoch wieder auf und die Henker vollstreckten das Todesurteil. Im Jahr 2020 sind in den USA bisher fünf Menschen hingerichtet worden.