Frankfurt a.M. (epd). Im westafrikanischen Guinea-Bissau spitzt sich ein Streit um das Ergebnis der Präsidentenwahl zu. Die Regierung, die dem vorläufigen Ergebnis zufolge die Wahl verlor, und die Opposition vereidigten am Wochenende jeweils eigene Präsidenten und Premierminister, wie der Sender RFI am späten Samstagabend berichtete. Beide Seiten werfen einander Putschversuche vor.
Die frühere Regierungspartei PAIGC ernannte trotz ihrer Niederlage den Fraktionsvorsitzenden im Parlament, Cipriano Cassamá, zum Präsidenten. Der eigentliche Kandidat der Partei, Domingos Simões Pereira, war bei der Wahl Ende Dezember dem Oppositionsführer Umaro Sissoco Embalo unterlegen. Sissoco Embalo hatte sich bereits am Donnerstag zum Präsidenten erklärt und am Samstag einen Premierminister ernannt. Er betonte, er sei der rechtmäßige Präsident des Landes.
Die PAIGC sprach von einem Putsch und hat gegen das Wahlergebnis Klage beim Verfassungsgericht eingereicht. Eine Entscheidung der Richter steht noch aus. Guinea-Bissau an der Westküste Afrikas hat knapp zwei Millionen Einwohner und gilt als ein Umschlagplatz für den internationalen Drogenhandel. Die frühere portugiesische Kolonie wurde 1974 unabhängig und erlebte seither mehrere Putschversuche.