München (epd). Bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, der Kampf gegen Ausbeutung und Kinderarbeit sowie Hilfe für Rohingya-Flüchtlinge sind die zentralen Anliegen eines Besuchs von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in Bangladesch und Indien. Dazu sieht sich Müller am Dienstag in Bangladesch Textil- und Schuhfabriken an und trifft sich mit Vertretern von Regierung, Gewerkschaften und Unternehmen. Am Mittwoch macht der Minister sich in Flüchtlingslagern nahe der Grenze zu Myanmar ein Bild von der Lage der Rohingya, die vor der Gewalt in ihrer Heimat zu Hunderttausenden nach Bangladesch geflohen sind. Im Anschluss stehen bis Freitag in Indien die Themen Ausbeutung und Kinderarbeit in den globalen Lieferketten im Fokus.
"Menschrechte sind unteilbar", betonte Müller am Montag beim Abflug in München. "Aber immer noch müssen 150 Millionen Kinder weltweit unter teils ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Für Millionen Arbeiter gibt es weder Arbeitssicherheit noch existenzsichernde Löhne." Die Katastrophe von Rana Plaza in Bangladesch habe die unsäglichen Bedingungen vor Augen geführt, unter denen noch immer Millionen Menschen in der Textilindustrie arbeiten müssten, sagte Müller. Beim Einsturz eines Fabrikhochhauses im April 2013 kamen mehr als 1.100 Menschen ums Leben, rund 2.500 wurden verletzt.
"Mehr Konsum bei uns darf nicht zu weniger Menschenrechten bei anderen führen", erklärte der Entwicklungsminister. Globalisierung müsse gerecht gestaltet werden. "Deswegen haben wir mit dem Grünen Knopf das erste staatliche Textilsiegel eingeführt, damit sich die Menschen in Deutschland beim Einkauf für sozial und ökologisch hergestellte Hosen, Rucksäcke oder T-Shirts entscheiden können." Bangladesch ist weltweit der zweitgrößte Textilproduzent, Deutschland der wichtigste Abnehmer von Textilien aus dem südasiatischen Land.
Mit Blick auf die Rohingya forderte der Minister, Myanmar müsse alles tun, um die muslimische Minderheit zu schützen und den Geflohenen eine freiwillige Rückkehr zu ermöglichen. Er sicherte Bangladesch zu, dass Deutschland in diesem Jahr seine Unterstützung für die aufnehmenden Gemeinden im Gastland weiter ausbauen werde. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten waren zahlreiche Angehörige der Rohingya vor Gewalt und Verfolgung aus Myanmar ins Nachbarland geflohen. Eine brutale Militäroffensive ab August 2017 trieb erneut mehr als 700.000 Menschen über die Grenze. In ihrer Heimat sind sie nach einem UN-Bericht vom Herbst weiter systematischer Verfolgung ausgesetzt.