Bonn, Berlin (epd). Deutschland tut nach Erkenntnissen des Aktionsbündnisses Nichtrauchen zu wenig, um den Tabakkonsum einzudämmen. Auf der "Europäischen Tabakkontrollskala 2019" belege die Bundesrepublik unter 36 untersuchten Ländern den letzten Platz, teilte die Stiftung Deutsche Krebshilfe am Donnerstag in Bonn im Namen des Aktionsbündnisses mit. "Der letzte Platz ist ein Armutszeugnis für uns", sagte die Vorsitzende des Aktionsbündnisses, Martina Pötschke-Langer, bei der Vorstellung der "Tabakkontrollskala" anlässlich der European Conference on Tobacco or Health. Die Konferenz findet in diesem Jahr parallel zum Deutschen Krebskongress in Berlin statt.
Die schlechte Platzierung sei das "Resultat jahrelanger politischer Untätigkeit", kritisierte Pötschke-Langer. Das Bündnis fordert unter anderem einen einheitlichen Nichtraucherschutz in öffentlichen Räumen und Arbeitsstätten sowie Steuererhöhungen auf herkömmliche Tabakprodukte, Tabakerhitzer und E-Zigaretten. Überdies dringt das Bündnis auf ein Werbeverbot für Tabakprodukte und E-Zigaretten.
"Deutschland ist das einzige Land in der EU, das immer noch uneingeschränkt Außenwerbung für Tabakprodukte erlaubt", kritisierte Pötschke-Langer. Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag habe zwar Ende 2019 nach jahrelanger Blockade ein Eckpunktepapier verabschiedet, das eine Ausweitung der Werbeverbote für Tabakprodukte und E-Zigaretten vorsieht. Einen entsprechenden mit dem Koalitionspartner abgestimmten Gesetzentwurf gebe es jedoch immer noch nicht, hieß es.
Das Aktionsbündnis fordert nun eine schnelle Einbringung und parlamentarische Beratung sowie kürzere Übergangsfristen und weniger Ausnahmen als im Gesetzentwurf der Union vorgesehen.
Laut der Deutschen Krebshilfe konsumieren derzeit immer noch fast ein Viertel der Erwachsenen und sieben Prozent der Minderjährigen Tabakprodukte. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist zudem der E-Zigarettenkonsum in den letzten Jahren stark gestiegen.